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Sri Aurobindo

Briefe über den Yoga

Band 1

ANHANG

Glossar

Zeittafel

Zu den Briefen Sri Aurobindos

Glossar

Zur deutschen Übersetzung

Sri Aurobindo verwendet für Sanskritworte häufig eine etwas freiere Transkription, die sich der international üblichen Schreibweise weitgehend anpasst; ebenso gebraucht er manchmal die Großschreibung, die das Devanagari-Alphabet an sich nicht kennt, zum Beispiel puruṣa – Purusha oder prakṛti – Prakriti usw. Im Glossar werden beide Schreibweisen angeführt, zuerst der Original-Sanskritausdruck und in Klammern die Transkription.

Der Plural von Sanskritworten wurde Sanskrit abweichend – wie im englischen Originaltext durch Anfügung eines s gebildet.

Einige wenige Sanskritworte wie Sadhana, Sadhak, Yoga usw. wurden ihres häufigen Gebrauches wegen eingedeutscht, ebenso die Eigenschaftsworte sattvisch, rajasisch und tamasisch (von sattva, rajas, tamas). Alle übrigen Sanskritworte sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde. Bei sehr speziellen Sanskritausdrücken wurde die deutsche Übersetzung oft unmittelbar angefügt, um auf diese Weise ein flüssiges Lesen zu ermöglichen.

Sri Aurobindo macht von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Worte groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Im Deutschen bietet sich bei den Hauptworten lediglich eine Hervorhebung typographischer Art an, auf die jedoch in dieser Übersetzung verzichtet wurde. In der Hervorhebung von Eigenschaftsworten, Fürworten usw. durch die Großschreibung, folgt die deutsche Übersetzung dem englischen Text.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers die des besseren Verständnisses wegen als angebracht erschienen.

Da das Wort “Geist” in der deutschen philosophischen, religiösen und mystischen Überlieferung sowie in der Umgangssprache in ganz unterschiedlichem Sinn gebraucht wird – das Deutsche Enzyklopädische Wörterbuch führt 14 verschiedene Bedeutungen für “Geist” an –, musste für diesen zentralen Begriff in der Terminologie Sri Aurobindos das englische Wort “Spirit” ins Deutsche übernommen werden. Es bezeichnet das Absolute, die alles durchdringende, allgegenwärtige Realität des Universums; es bezeichnet weiterhin den Atman, das Selbst, das wahre Wesen des einzelnen, das rein und unberührt von den Wünschen und Makeln des Ego und der Welt der Unwissenheit ist.

***

ādeśa – Stimme, Impuls, Befehl;

ādhāra – Gefährt, Gefäß, Stütze; das, worin das Bewusstsein jetzt enthalten ist; Mental-Leben-Körper;

advaita (Advaita) – Nicht-Dualität, Ein-Sein, Monismus, monistischer Vedanta;

ādyā śakti (Adya Shakti) – die ursprüngliche Macht, das höchste göttliche Bewusstsein und die höchste göttliche Macht über den Welten, die Transzendente Mutter;

Agni – vedische Gottheit des Feuers;

ahaituka (ahaitukī fem.) – ohne jedes Motiv;

ahaṃbhāva – der Ich-Zustand;

ahaṃkāra – Ego-Sinn, das teilende Prinzip des Ego, der teilende Ego-Sinn, der jedes Wesen sich als unabhängige Persönlichkeit betrachten lässt;

ājñācakra – das Zentrum zwischen den Augenbrauen, welches das dynamische Mental, den dynamischen Willen, die Schau, die mentale Formung beherrscht;

akartā – der Nicht-Tuende;

akṣara puruṣa (Akshara Purusha) – der regungslose puruṣa, das Selbst, das sich von den Veränderungen und Bewegungen der Natur ablöst;

aṃśaḥ sanātanaḥ – ein ewiger Teil;

ānanda (Ananda) – Seligkeit, Entzücken, Glückseligkeit, spirituelle Ekstase; das essentielle Prinzip des Entzückens; ein Selbst-Entzücken, aus dem die eigentliche Natur des transzendenten und unendlichen Daseins besteht;

ānandamaya (Anandamaya) – voller Ananda;

antaḥ-karaṇa – das innere Instrument; das Mental; Mental und Vital im Gegensatz zum Körper;

antarātman (Antar Atman) – inneres Selbst, inneres Wesen, Seele;

aparā prakṛti (Apara Prakriti) – die niedere Natur, die jedes Mental, alles Leben und alle Körper manifestiert;

asat – Nicht-Sein, Nicht-Dasein; das Nichts im Gegensatz zu sat, dem Sein, dem Dasein, der Wirklichkeit;

ātman (Atman); atma (Nominativ) – das Selbst, der Spirit; die ursprüngliche und essentielle Natur unseres Daseins;

avatār – Inkarnation, das Göttliche, das sich in einer menschlichen Erscheinungsform manifestiert ;

avyakta – das Nichtmanifeste, das Latente, Verborgene, das nichtmanifeste Prinzip;

avyaktāt param avyaktam – das nichtmanifeste Höchste jenseits des Nichtmanifesten;

bhagavān – Gott, der Gott der Liebe und des Entzückens;

bhāva (Bhava) – 1. ein Seins-Zustand, 2. ein Werden, 3. das untergeordnete subjektive Werden der Natur (Zustände des Mentals, Wunschneigungen, Bewegungen der Leidenschaft, die Reaktionen der Sinne, usw.), 4. die liebende Natur, 5. allgemeine Empfindung, 6. (eine der sadaṅga) die Empfindung oder das ästhetische Gefühl, ausgedrückt durch die Form, 7. in der Dichtung: Gefühl, Stimmung;

bhedābheda (bheda-abheda) –Verschiedenheit und Gleichheit;

bhoga – Freude, Besitz;

brahmaloka (Brahmaloka) – die Welt Brahmans, in der die Seele eins ist mit dem unendlichen Dasein und dennoch in gewissem Sinn eine Seele, die fähig ist, das Verschiedensein im Einssein zu genießen; das höchste Stadium des reinen Daseins, Bewusstseins und der Glückseligkeit, das durch die Seele erreichbar ist ohne die völlige Auslöschung im Unbestimmbaren;

Brahman (Brahman) – (im Veda: ) das heilige oder inspirierte Wort, Ausdruck des Herzens oder der Seele; das vedische Wort oder Mantra in seinem tiefsten Aspekt als Ausdruck der Intuition, die aus den Tiefen der Seele oder des Wesens aufsteigt; das Wort der schöpferischen Macht; (im Vedanta:) die Wirklichkeit, das Ewige, das Absolute, der Spirit, das Höchste Wesen; der Eine, neben dem nichts anderes besteht; in seiner Beziehung zum Universum ist Brahman der Höchste, die eine Wirklichkeit, die nicht nur die spirituelle, materielle und bewusste Substanz aller Ideen und Kräfte und Formen des Universums ist, sondern ihr Ursprung, ihre Stütze, ihr Besitzer, der kosmische und überkosmische Spirit; brahma (Nominativ);

Brahmanda (Brahmanda) – das Universum als “Ei des Brahman”;

brahmarandhra – im Yoga: das öffnen am Scheitelpunkt des Kopfes;

brahmatejas (brahmatej) – die Macht und Herrlichkeit Brahmans;

buddheḥ parataḥ – zuhöchst über dem Verstandeswillen;

buddhi – verstandesmäßiger Wille; Verstehen; Intellekt; Vernunft; Denken; Mental;

caitya puruṣa (Chaitya Purusha) – die seelische Person, das seelische Wesen;

cakra (chakra) – Rad, Kreis; feinstoffliches Zentrum, ganglionisches Zentrum im Nervensystem;

citta (Chitta) – das fundamentale Bewusstsein, die Mental-Substanz, die allgemeine Substanz des mentalen Bewusstseins;

cittaśuddhi – Läuterung der citta;

cittavṛtti – Bewusstseinswellen, Wellen der Reaktion und Erwiderung, die vom grundlegenden Bewusstsein (citta) aufsteigen; die mannigfachen Tätigkeiten des Bewusstseins: Gedanken, Erinnerungen, Wünsche, Wahrnehmungen und Gefühle;

damana – zähmen, unterdrücken, erobern;

daridrer sevā – Dienst an den Armen;

dharma – Gesetz, Gesetz des Seins, Prinzip der Wahrheit, Regel oder Gesetz des Handelns, die indische Auffassung des religiösen, sozialen und moralischen Gesetzes und der Verhaltensweise;

dhruvam – das Bleibende;

duḥkhaṃ dehavadbhir avāpyate – “wird nur unter Schwierigkeit von verkörperten Seelen erreicht” (Gita, 12.5);

goloka – die Welt der Liebe, Schönheit und des Ananda voller spirituellem Glanz;der Himmel ewiger Schönheit und Seligkeit der Vaishnavas;

gṛhastha – Hausvater;

Guru – spiritueller Lehrer und Meister;

guruvāda – die Lehre von der Unerlässlichkeit des spirituellen Lehrers, des Guru, für den spirituell Suchenden;

hetu – Motiv;

hiraṇmaya pātra – das goldene Lid;

hiraṇyagarbha – der Goldene Embryo; der Spirit im Traumzustand;

hṛdaye guhāyām – im Herzen, die geheime Herz-Höhle;

hṛdpadma – Herz-Zentrum, welches das höhere emotionale Wesen regiert;

hṛṣīkeśa (Hrisikesha) – der Herr der Sinne, ein Beiwort oder Attribut Krishnas;

Indra – vedischer Gott, Herr der Welt des Lichtes und der Unsterblichkeit;

īśvara (Ishvara) – Herr, Meister, das Göttliche, Gott;

īśvarakoṭi (Ishvarakoti) – der göttliche Mensch; ein Menschenwesen, dessen Zentrum bereits von Anfang an in die höheren Ebenen bewussten Seins erhoben war und eher in Gott als in der Natur lebte; solche Menschen lehnen sich bereits von Gott zur Natur herab;

īśvarī (fem. von īśvara) (Ishvari) – diejenige, die Macht hat;

īśvarī śakti (Ishvari-Shakti) – göttliche Bewusstseinskraft und Welt-Mutter;

jaḍa – träg, mechanisch, unbewusst;

jaḍa prakṛti – die träge Natur;

jaḍavat – wie etwas Träges;

jagat – Welt, Universum;

jitakrodha – einer, der den Ärger besiegt hat;

jitendriya – einer, der die Sinne besiegt hat;

jīva – 1. lebendes Geschöpf, 2. der individualisierte Spirit, der von Geburt zu Geburt das lebende Wesen aufrechterhält (der volle Ausdruck ist jīvātman) ;

jīvakoṭi – einer, der, einmal im Unendlichen eingetaucht, nicht zurückkehren kann und für die Menschheit verloren ist;

jīvanmukta – der befreite lebende Mensch;

jīvātman (Jivatman) – das individuelle Selbst, das zentrale Wesen;

der ātman, der Spirit oder das ewige Selbst des lebenden Wesens;

das vielfache Göttliche, das hier als individualisiertes Selbst

manifestiert ist (jīvātmā, Nominativ) ;

karaṇa – Instrument, Ursache;

karma – die Tat, die Arbeit; die Arbeit oder Aufgabe eines Menschen; die Macht, die als subjektive und objektive Kraft die Natur und Möglichkeit der Seele bestimmt;

kṣara puruṣa (Kshara Purusha) – die Seele in der Natur; der Spirit in der Vergänglichkeit der kosmischen Phänomene und des kosmischen Werdens;

kṣatratejas (Kshatratej) – die Seelenkraft des Kriegers;

kūṭastha – das Selbst im überkosmischen Bewusstsein; akṣara puruṣa;

laya – die Auflösung; das Verschwinden; das Eingehen oder die Vernichtung der individuellen Seele im Unendlichen;

līlā – das Spiel, das kosmische Spiel;

Mahabharata – ein Epos mit über 100 000 ślokas (Versen), die in der Hauptsache von dem Weisen Vyasa geschrieben wurden; es handelt von dem Streit zwischen Pandavas und Kauravas, den Nachkommen des Bharata;

mahas – “das Große”, die große Welt, die Welt der Wahrheit, das Supramental;

manaḥ-prāṇa – Mental-Leben;

manas – das Mental, das eigentliche Mental im Unterschied zum

Intellekt (buddhi), dem Verstand;

manomaya puruṣa (Manomaya Purusha) – die mentale Person, das mentale Wesen;

māyā (Maya) – bedeutete ursprünglich im Veda das umfassende und schöpferische Wissen, die alte Weisheit, und erhielt später die Bedeutung von List, Zauber, Illusion; das phänomenale Bewusstsein;

māyāvāda – die Lehre, die besagt, dass die Welt māyā ist, d. h. eine Illusion;

milana – Kontakt, Einung;

mithyā – die Lüge; jaganmithyā “die Welt ist eine Lüge”;

mokṣa (moksha) – spirituelle Befreiung;

mūlādhāra – das Zentrum des physischen Bewusstseins;

nāvamivāmbhasi – “wie ein Boot im Ozean” (Gita 2.67);

nirākāra brahman – das gestaltlose Brahman;

nirāpada sthāna – sichere Zuflucht;

nirguṇa – ohne Eigenschaften, das Unpersönliche;

nirguṇo guṇī – das Unpersönlich-Persönliche;

nirvikalpa samādhi – vollkommene Trance, in der es keinen Gedanken und keine Bewusstseinsregung, kein Wahrnehmen innerer oder äußerer Dinge gibt;

parabrahman sthiti – das höchste Brahman, das höchste Unerkennbare, das Göttliche;

paramahaṃsa (Paramhamsa) – der befreite Mensch; wörtlich: “der höchste haṃsa (Schwan)”, eine spirituelle Person höchsten Erreichungsgrades;

parā prakṛti (Para Prakriti) – die höchste Natur; die eigentliche Natur des Göttlichen; die unendliche, zeitlose, bewusste Macht des selbstbestehenden Wesens, aus dem alles Dasein im Kosmos sich manifestiert;

parā prakṛtir jīvabhūtā – die spirituelle Natur, die zum Jiva wurde;

parārdha – die obere Hälfte der Daseinswelt, die höhere Hemisphäre;

parātparam – das Höchste jenseits des Höchsten; das Höchste des Höchsten;

paśyantī vāk – die zweite Ebene des Sprechens, das sehende Wort; die Rede, in der die Wahrheitsschau enthalten ist;

pātala – die Welten der Täuschung und des Schattens; das Unbewusste unter der Erde;

pradhāna – Grundlage, erste Substanz, erster Zustand der Anordnung der Materie und ihres essentiellen Prinzips;

prājñā – der allwissende Verstand, das Selbst im Tiefschlaf (suṣupti), der Herr und Schöpfer der Dinge; der Herr der Weisheit und des Wissens;

prakāśa – Licht; Erleuchtung; klarer, strahlender Glanz;

prakṛti (Prakriti) – Natur, Natur-Kraft, Natur-Seele; ausführende oder arbeitende Kraft;

pralaya – das Ende eines Zeitenzyklus; zeitweilige Auflösung einer universalen Form des Daseins und aller individuellen Formen, die sich in ihm befinden;

prāṇamaya puruṣa – das wahre vitale Wesen;

prārabdha (karma) – die mechanische Tätigkeit der Instrumente der prakṛti, die sich durch alte Impulse und Gewohnheiten fortsetzt;

pravṛtti – der Impuls zu Tätigkeit und Arbeit; die hinausgehende Bewegung;

Purana – Legende und belehrende Fabel; die Puranas: heilige Schriften in leichtem Sanskrit geschrieben, die jünger als Veda und Vedanta sind und belehrende Fabeln enthalten;

pūrṇa – voll, vollkommen, vollendet;

pūrṇam – die Fülle;

puruṣa antarātman (Purusha Antaratman) – der puruṣa als das innere Selbst oder die Seele;

puruṣottama (Purushottama) – die Höchste Göttliche Person, das Höchste Wesen, das Göttliche Wesen;

rajas – eine der drei gunas: das Prinzip der Tat, des Wünschens, der Leidenschaft, die Kraft der Kinetik, die sich als Kampf,

Bemühung, Leidenschaft und Tat ausdrückt;

ripu – Feind;

ṛtam – das Rechte, die Wahrheit, das Wahrheits-Bewusstsein;

ṛtena ṛtam apihitam – “die Wahrheit, die durch die Wahrheit verborgen wird” (Rig Veda 5.62.1);

sādhak (Sadhak) – jemand, der sich der Disziplin des Yoga unterzieht;

saguṇa – das Persönliche, die göttliche Person;

sahasradala (sahasrara) – der tausendblättrige Lotos, das Zentrum des höheren Bewusstseins;

samāhita – in seinem eigenen Wesen konzentriert, im samadhi-Zustand befindlich;

samatā – Gleichheit, Gleichmut;

saṃsāra – zyklische Bewegung, die Welt, das gewöhnliche Leben in der Unwissenheit;

saṃskāra – Assoziation, Eindruck, feste Vorstellung, gewohnheitsmäßigen Reaktion, die von der eigenen Vergangenheit gebildet wurde;

sannyāsin – ein Asket;

sarvabhūtahite rataḥ – mit dem Wohl aller Wesen beschäftigt sein und sich daran erfreuen;

sarvabhūtāni – alles Dasein;

sarvaṃ khalvidaṃ brahma – “wahrlich, all dies ist Brahman”;

sattva – eine der drei guṇas, das Prinzip des Lichtes, Gleichgewichts und Friedens, die Kraft des Gleichgewichts, die sich als Harmonie, Glücklichkeit und Licht ausdrückt;

sattvapreraṇā – eine direkte Andeutung des inneren Wesens, was man denken, fühlen oder tun soll;

satyam ṛtam bṛhat – das Wahrheitsbewusstsein des Veda;

śivaloka – die himmlische Welt Shivas;

śloka – ein Versmaß aus vier Teilen oder pādas bestehend (jeder pāda hat acht Silben);

so'ham asmi – Er ist Ich;

soma – die Pflanze, die den mystischen Wein für das vedische Opfer enthält; dieser Wein selbst, der die Ekstase des Ananda darstellt; das göttliche Entzücken des Wesens;

Soma – der Gott des Weins des Entzückens und der Unsterblichkeit;

sthūla – grob;

sthūla deha (sthūla śarīra) – der grobstoffliche Körper;

sūkṣma – fein;

sūkṣma deha – der feinstoffliche Körper;

śūnya (Shunya); śūnyam (Nominativ) – die Leere, das Nichts, welches Alles ist;

svabhāva (Svabhava) – das eigene Sein und Werden; das Prinzip des Selbst-Werdens; die wirkliche und essentielle eigene Natur; das spirituelle Temperament, das der Natur eingeboren ist, der essentielle Charakter;

svar – Sonne; bezeichnet die dritte der vedischen Welten, die mit dem Prinzip des reinen oder unumwölkten Mentals korrespondiert; der leuchtende Himmel, die Welt der Sonne oder der Wahrheit, die erleuchtete Welt des Göttlichen Mentals; die erleuchteten Regionen des Mentals zwischen dem Supramental und dem menschlichen Verstand;

svarga – das Paradies, die Welt Brahmans;

svarūpa – die wahre oder essentielle Form oder Gestalt;

svayaṃprakāśa – das höchste Sein, das sich zuhöchst seiner selbst bewusst ist; direktes oder essentielles Wissen;

taijasa – (das Leuchtende”, das Selbst, das den Traum-Zustand oder das feine Bewusstsein stützt;

tamas – eine der drei gunas: das Prinzip der Unwissenheit und Trägheit, die Kraft der Unbewusstheit, die sich als Unfähigkeit und Untätigkeit ausdrückt;

tanmātrāḥ – die fünf feinen Eigenschaften der Energie oder Materie: Klang, Berührung, Form, Geschmack, Geruch (sie werden manchmal als die fünf elementaren Zustände der Substanz angesehen, pañca-bhūta);

tantra (Tantra, Tantrismus) – in den vedischen Methoden des Yoga ist der Herr des Yoga der puruṣa, die Bewusste Seele, im tantra hingegen ist es prakṛti, die Natur-Seele, die Energie, der ausführende Wille im Universum. Durch Erlernung und Anwendung der Geheimnisse dieses Macht-Willens, seiner Methoden, seines tantra verfolgt der Tantra-Yogi die Ziele seiner Disziplin, nämlich Meisterung, Vervollkommnung, Befreiung, Glückseligkeit;

tapasyā – spirituelle Disziplin des persönlichen Willens, asketische Kraft, Askese; Konzentration des Willens und der Energie, um Mental, Vital und das Physische zu kontrollieren und zu Verändern oder das höhere Bewusstsein herabzubringen;

tattva-vibhāga – eine Klasse psychologischer Faktoren, tattvas;

upaniṣad (Upanishad) – das innere Wissen, die geheime Lehre, die in die letzte Wahrheit eintritt; Ursprung der Vedanta-Philosophie;

vaikuṇṭha – der Himmel Vishnus;

vairāgya – Abneigung, Ekel vor der Welt, Abkehr von der Welt vollkommenes Aufhören von Begehren und Verhaftetsein;

vaiśvānara – das Wach-Selbst; das Selbst, das den Wachzustand oder das sthūla – (grobe) Bewusstsein stützt;

vāsanā – die Idee oder das mentale Gefühl, das sich aus der citta erhebt (passives Gedächtnis) ;

Vasudeva – ein Name Krishnas, das Göttliche, das allgegenwärtige Wesen;

vāsudevaḥ sarvam – das Göttliche Wesen ist alles;

vasudhā – das ganze Erdenleben;

vasudhaiva kuṭumbakam – die ganze Welt ist meine Familie;

veda – Wissen, das Wissen vom Göttlichen, das Buch des Wissens;

Veda – ein allgemeiner Name für das älteste und heiligste Schrifttum Indiens;

vedānta (Vedanta) – das Ende oder der Höhepunkt des Veda, die Upanishaden; ein System philosophischen Denkens, das auf den Upanishaden gründet und das höchste Wissen vom Absoluten lehrt;

vibhūti – göttliche Macht, eine göttliche Macht im Menschen; eine verkörperte Welt-Kraft; ein Führer der Menschen;

vicāra – intellektuelle Betrachtung;

vijñāna – der freie, spirituelle oder göttliche Verstand, die kausale Idee, die Wahrheit, Gnosis, das Supramental; das weite umfassende Bewusstsein, das besonders für die supramentale Energie charakteristisch ist;

vijñāna-koṣa – die Wissenshülle;

vijñānamaya puruṣa (Purusha) – der gnostische puruṣa, der Spirit in der Gnosis;

viraha – Trennung, die Abwesenheit des göttlichen Geliebten;

virāṭ – die universale Seele, der Spirit des äußeren Universums, der Seher und Schöpfer der groben Formen;

viśuddha – das Hals-Zentrum, das über den Ausdruck regiert, den das Mental und die mentalen Kräfte in der Rede finden;

viśva – das All, das Universum, der Spirit des äußeren Universums;

viśva-prakṛti – die Welt-Natur;

viveka – Unterscheidung, Einsicht;

Yoga – Verbindung, Einung; die Einung der Seele mit dem unsterblichen Wesen, mit dem Bewusstsein und Entzücken des Göttlichen; eine methodische Bemühung um Selbst-Vervollkommnung;

yuktivāda – eine bestimmte Richtung der Argumentation;

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Zeittafel

1872 – 15. August, in Kalkutta geboren.

1877-79 – Besuch der Loretto-Schule in Darjeeling.

1879-85 – Privatunterricht in Manchester, England.

1885 – Besuch der St. Paul‘s Schule in London.

1886 – Tod Ramakrishnas.

1889 – Studium in Cambridge.

1893 – Rückkehr nach Indien. Aufnahme im Staatsdienst von Baroda; Triumph Vivekanandas im Welt-Parlament der Religionen.

1901 – Tod der Königin Viktoria; Tagore gründet eine Schule in Santiniketan.

1902 – Tod Vivekanandas.

1904 – Sri Aurobindos Anfänge im Yoga.

1905 – Die Teilung Bengalens.

1906 – Sri Aurobindo wird Direktor des Bengalischen National-College in Kalkutta und betätigt sich politisch. Schreibt für die Zeitschrift “Bande Mataram”.

1907 – Trifft Vishnu Bhaskar Lele und empfängt von ihm Unterweisungen im Yoga.

1908 – Freundschaftliche Trennung von Lele. Inhaftierung unter der Anklage der Aufwiegelung im Gefängnis von Alipore; Erfahrung des Universalen Göttlichen.

1909 – Freispruch und Entlassung; die Uttarpara-Rede; Gründung der Zeitschrift “Karmayogin”; er widersetzt sich den Minto-Morley Reformen.

1910 – Sri Aurobindo zieht sich von der Politik zurück und geht nach Pondicherry, wo er sich ganz dem Yoga widmet.

1913 – Tagore erhält den Nobel-Preis.

1914 – Erste Begegnung von Mira Richard und Sri Aurobindo; Gründung der Zeitschrift “Arya”.

1914-21 – In regelmäßiger Folge erscheinen im “Arya” Sri Aurobindos Hauptwerke.

1919 – Herausgabe des Buches: “The ldeal of Human Unity”.

1920 – 24. April Mira Richard – die Mutter – lässt sich in Pondicherry nieder. Der Ashram wird gegründet.

1926 – Herabkunft des Obermentals; Sri Aurobindo zieht sich völlig von der Außenwelt zurück, um sich seinem Yoga und seiner literarischen Tätigkeit zu widmen.

1927-38 – Briefe an seine Jünger.

1926-28 – Herausgabe des Werkes: “Essays on the Gita”.

1940 – Herausgabe des Werkes: “The Life Divine”.

1941 – Tod Tagores.

1942 – Herausgabe der Gesammelten Gedichte und Theaterstücke.

1947 – 15. August, Indien erlangt die Unabhängigkeit an Sri Aurobindos 75. Geburtstag.

1950 – 5. Dezember, Mahasamadhi Sri Aurobindos.

1950-51 – Herausgabe seines großen Epos: “Savitri”.

1956 – 29. Februar, Herabkunft des Supramentals.

1973 – 17. November, Mahasamadhi der Mutter.

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Zu den Briefen Sri Aurobindos

Nach dem Sri Aurobindo sich 1926 nahezu vollständig von der Außenwelt und auch von dem persönlichem Kontakt mit seinen Jüngern zurückgezogen hatte, forderte er diese auf, sich mit ihren Fragen und Problemen schriftlich an ihn zu wenden. Das taten sie und “schrieben ihm über alles, über ihre Heimsuchungen und Hoffnungen, ihre dunklen Nächte und verhangenen Tage, über plötzlichen Jubel, seltsame Ängste und bleierne Depressionen – oder sie stellten Fragen über Probleme der Philosophie, der Yogatechnik, über poetische Inspiration usw. usw.; und die Antwort kam und brachte den wahren Balsam spiritueller Hilfe, sie kam in Form einer Botschaft oder freundlicher Worte, sie kam als lange oder kurze Epistel, heiter oder ernst, doch immer dem Herzen oder der Wahrheit entspringend und in jeder Weise der Art der Anfrage sowie der Natur und Stimmung des Fragenden angemessen” (aus K. R. S. Iyengars Buch: Sri Aurobindo). So entstand in den Jahren zwischen 1927 und 1938 das gewaltige Werk und Lehrgebäude der “Briefe”, die in die Tausende gehen und jeden nur erdenklichen Aspekt des Integralen Yoga behandeln. Sie sind eine wahre Fundgrube vielfältigster Unterweisung und in ihrer Unmittelbarkeit vielleicht von größerem praktischen Wert als seine “großen” Werke, die er zur Veröffentlichung schrieb.

Wir sehen Sri Aurobindo vor uns, wie er in langen Nächten, kaum des Schlafes bedürftig, mit unendlicher Liebe und Geduld auf jeden Gedanken einging, wie er seine Antworten auf irgendwelche Abreißzettel schrieb oder in die Tagebücher der Sadhaks, die sie ihm sandten, oder unter ihre Briefe selbst. Diese Antworten wurden später in jahrzehntelanger sorgfältiger und geduldiger Arbeit von Kishor Gandhi, Sadhak des Sri Aurobindo Ashrams gesichtet, gesammelt und nach Themen geordnet. Eine erste Auswahl aus den Briefen erschien 1933 unter dem Titel “The Riddle of this World” (Deutsche Ausgabe 1977: “Das Rätsel dieser Welt”); 1935 erschien “Lights on Yoga” und 1936 “Bases ol Yoga”; 1947 dann eine kleinere Sammlung unter dem Titel: “Letters of Sri Aurobindo”, und im Jahre 1958 die beiden ersten umfangreichen Bände: “On Yoga”. Die jüngste, erweiterte und bislang vollständigste Ausgabe der Briefe in drei großen Bänden ist in der Sri Aurobindo Centenary Edition enthalten, der ersten Gesamtausgabe der Werke Sri Aurobindos aus dem Jahre 1972. Diese liegt der deutschen Übersetzung zugrunde, die in vier Bänden erscheinen wird. (1. Band: “Integraler Yoga und andere Wege”; 2. Band: “Die Sadhana”; 3, Band: “Erfahrungen und Verwirklichungen”; 4. Band: “Die Umwandlung”.)

Der vorliegende erste Band enthält viele der sogenannten großen Briefe Sri Aurobindos wie jenen, der später “Das Rätsel dieser Welt” genannt wurde und in dem gleichnamigen Büchlein erschien oder die faszinierenden Berichte über seine nirvana-Erfahrung, seine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, die er in ihre Schranken weist oder den berühmten Brief über die Logik des Zweifels – um nur einige zu nennen. Einer der wichtigsten Abschnitte dieses Bandes jedoch ist: “Die Ebenen und Teile des Wesens”, der den inneren Aufbau des menschlichen Wesens – im Westen würde man es als die Psychologie des Menschen bezeichnen – in der Sicht Sri Aurobindos enthält. Wichtig nicht nur für das Verständnis der weiteren Brief-Bände über den Yoga und gleichsam als Ersatz für die bislang noch fehlende deutsche Terminologie-Ausgabe, sondern wichtig auch für die eigene Selbsterkenntnis und Selbstschau. Sri Aurobindo sagt: “Es gehört zur Grundlage dieses Yoga, sich der großen Kompliziertheit unserer Natur bewusst zu werden, die verschiedenen Kräfte, die sie bewegen, zu erkennen und über sie die Kontrolle eines lenkenden Wissens zu erlangen. Wir bestehen aus vielen Teilen – unserem Denken und Willen, unserer Wahrnehmung, unserem Gefühl und Handeln –, doch erkennen wir weder die Herkunft noch den Weg, den diese Impulse in uns einschlagen, und gewahren lediglich ihre verworrenen und kunterbunten Folgen an der Oberfläche, denen wir bestenfalls eine unsichere und wechselhafte Ordnung auferlegen können”.

Eines gilt es zu verstehen, dass es für einen Mann mit großer spiritueller Erfahrung keine sprachlichen Abstraktionen gibt. Dinge, die anderen abstrakt erscheinen mögen, da sie weit über ihre Erfahrung und ihr mentales Vermögen hinausreichen, sind für ihn gegenwärtige und greifbare Realitäten, die er mit der gleichen Genauigkeit beschreibt wie wir vielleicht einen physischen Vorgang beschreiben würden. Man muss lernen Sri Aurobindo zu lesen, seine Sprache zu verstehen – und dies ist nicht in kurzer Zeit möglich, es mag sogar eine Entwicklung sein, die sich über Jahre erstreckt. Man muss ihn wieder und wieder lesen, man muss lernen ruhig sich zu öffnen, weit zu werden, immer weiter, gleichsam ozeanisch so wie diese in großen Sätzen dahinfließende Sprache selbst. Seine Bücher sind nicht auf einmal zu erschöpfen und bei jedem erneuten Lesen wird man Dinge finden, die einen zuvor nicht berührten. Es ist sogar durchaus möglich Sri Aurobindo zunächst gar nicht zu verstehen, da man versucht, ihn in seine eigene Gedanken– und Vorstellungswelt einzuordnen oder ihn einfach als einen weiteren indischen oder idealistischen Philosophen betrachtet.

Ihn als das zu erkennen, was er tatsächlich ist – als avatār, welcher der Menschheit zu einem neuen Bewusstsein, zur nächsten Seinsstufe der Evolution verhilft –, gibt es nur einen Weg, sich ruhig aufzumachen und zu empfangen, was aus dem Schwingen und Leuchten seiner Gedanken, seiner Weisungen, seiner Sprache in uns einzudringen vermag.

 

Sri Aurobindo Ashram, Dezember 1977
Elisabeth Beck