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Sri Aurobindo

Briefe über den Yoga

Band 2

DAS ZIEL DES INTEGRALEN YOGA

Das Ziel des Yoga ist, in die Göttliche Gegenwart, in das Göttliche Bewusstsein einzutreten und davon erfüllt zu sein, das Göttliche allein um des Göttlichen willen zu lieben, in unserer Natur auf die Natur des Göttlichen abgestimmt und in unserem Willen, unseren Werken und unserem Leben das Instrument des Göttlichen zu sein. Es ist nicht das Ziel des Yoga, ein großer Yogi oder ein Übermensch zu werden (obwohl dies möglich ist) oder sich an das Göttliche um des Egos, des Stolzes oder des Vergnügens willen zu klammern. Nicht mokṣa [ist das Ziel des Yoga], obwohl durch sie die Befreiung und alles übrige kommen kann – all dies darf nicht unser Ziel sein. Das Göttliche allein ist unser Ziel.

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Diesen Yoga aufzunehmen mit der Idee, ein Übermensch zu werden, wäre ein Akt von vitalem Egoismus, der sein eigenes Ziel zunichte machen würde. Diejenigen, die dieses Ziel in den Vordergrund ihrer Bemühung stellen, geraten unweigerlich in Schwierigkeiten, spirituell oder auf andere Weise. Das Ziel dieses Yoga ist erstens, in das göttliche Bewusstsein einzutreten, indem man sein trennendes Ego damit verschmilzt (hierdurch findet man sein wahres individuelles Selbst, das nicht das begrenzte, eitle und selbstsüchtige menschliche Ego ist, sondern ein Teil des Göttlichen), und zweitens, das supramentale Bewusstsein auf die Erde herabzubringen, um Mental, Leben und Körper umzuwandeln. Alles übrige kann sich nur aus diesen beiden Zielen ergeben und darf nicht das oberste Ziel des Yoga sein.

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Du musst gewisse falsche Vorstellungen, die du über den Yoga zu haben scheinst, ablegen, denn diese sind gefährlich und sollten von jedem Sadhak gemieden werden.

1. Das Ziel dieses Yoga ist nicht, wie Sri Aurobindo oder die Mutter zu werden. Diejenigen, die diese Vorstellung hegen, können sich weiterhin sehr leicht einbilden, sie wären ihnen ebenbürtig oder könnten gar größer werden als sie. Doch hierdurch wird nur das Ego genährt.

2. Das Ziel dieses Yoga ist nicht, Macht zu erlangen oder machtvoller als andere zu sein, große Verwirklichungen, siddhis, zu haben oder große, wunderbare oder übernatürliche Dinge zu tun.

3. Das Ziel dieses Yoga ist nicht, ein großer Yogi oder Übermensch zu sein. Das ist eine egoistische Art, den Yoga zu betrachten, und kann zu nichts Gutem führen; meide dies ganz und gar.

4. Über das Supramental zu sprechen und daran zu denken, es in dich herabzubringen, ist das gefährlichste von allem. Es kann zu gänzlichem Größenwahn und Gleichgewichtsverlust führen. Wonach der Sadhak trachten muss, ist die volle Öffnung gegenüber dem Göttlichen, die seelische Wandlung seines Bewusstseins, die spirituelle Wandlung. Die unerlässlichen Voraussetzungen dieser Bewusstseinswandlung sind Selbstlosigkeit, Wunschlosigkeit, Demut, bhakti, Hingabe, Ruhe, Ausgeglichenheit und ruhige Wahrhaftigkeit. Daran zu denken supramental zu sein, bevor man die seelische und spirituelle Wandlung erlangt hat, ist eine Absurdität, und zwar eine arrogante Absurdität.

Alle diese egoistischen Vorstellungen können, sofern man sich ihnen hingibt, das Ego vergrößern, die Sadhana verderben und zu ernsthaften spirituellen Gefahren führen. Sie sollten insgesamt zurückgewiesen werden.

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Natürlich kannst du den Yoga ausüben, ohne ein großer Mensch zu sein. Es besteht keine Notwendigkeit von Größe. Im Gegenteil, Demut ist das erste Erfordernis, denn einer, der voller Ego und Stolz ist, kann das Höchste nicht verwirklichen.

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Was das Buch anbelangt, so muss ich bemerken, dass ich leider die Telugusprache nicht beherrsche und das Original nicht lesen kann, mir jedoch aus der englischen Zusammenfassung eine Meinung über den Inhalt gebildet habe. Ich vermute, dass es im wesentlichen eine Darlegung und Rechtfertigung des Purna-Yoga und meiner Botschaft ist; ich glaube, dass du die beiden hauptsächlichen Elemente richtig erfasst hast – erstens die Welt als Manifestation der Göttlichen Macht zu bejahen und sie nicht als Irrtum oder Illusion zurückzuweisen; und zweitens diese Manifestation als eine spirituelle Evolution zu betrachten und den Yoga als Mittel zur Umwandlung von Mental, Leben und Körper in Instrumente für eine spirituelle und supramentale Vollendung. Das Universum ist nicht nur eine stoffliche, sondern auch eine spirituelle Tatsache, das Leben ist nicht nur ein Spiel von Kräften oder eine mentale Erfahrung, sondern auch ein Bereich für die Evolution des verborgenen Spirits. Das menschliche Leben wird seine Erfüllung und Umwandlung in etwas jenseits seiner erst dann erfahren, wenn diese Wahrheit erkannt und zur bewegenden Kraft unseres Daseins gemacht wurde und man das Mittel für ihre erfolgreiche Verwirklichung entdeckt hat. Dieses Mittel der Verwirklichung kann im integralen Yoga gefunden werden; es besteht aus einer Einung aller unserer Wesensteile mit dem Göttlichen und der sich daraus ergebenden Verwandlung aller ihrer noch hemmenden Elemente in die Harmonie eines höheren göttlichen Bewusstseins und Daseins.

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Der Weg des Yoga, dem man hier folgt, unterscheidet sich von anderen Yogawegen in seinen Zielen; sein Ziel ist nicht, sich aus dem gewöhnlichen unwissenden Weltbewusstsein in das göttliche Bewusstsein zu erheben, sondern die supramentale Macht jenes göttlichen Bewusstseins in die Unwissenheit von Mental, Leben und Körper herabzubringen, sie umzuwandeln, das Göttliche hier zu manifestieren und ein göttliches Leben in der Materie zu schaffen. Dies ist ein übermäßig schwieriges Ziel und ein übermäßig schwieriger Yoga; vielen oder den meisten wird er unmöglich erscheinen. Alle eingewurzelten Kräfte des gewöhnlichen, unwissenden Weltbewusstseins widersetzen sich ihm, verneinen ihn und versuchen, ihn zu verhindern, und der Sadhak selbst wird sein eigenes Mental, sein Leben und seinen Körper voll der hartnäckigsten Hemmnisse gegen die Verwirklichung dieses Yoga finden. Wenn du das Ideal mit ganzem Herzen annehmen, allen Schwierigkeiten begegnen, die Vergangenheit mit ihren Bindungen hinter dir lassen kannst, wenn du bereit bist, alles aufzugeben und alles für diese göttliche Möglichkeit einzusetzen, allein dann kannst du hoffen, die Wahrheit dahinter durch die Erfahrung zu entdecken.

Die Sadhana dieses Yoga geht nicht durch eine festgelegte mentale Lehre vonstatten oder durch vorgeschriebene Formen der Meditation, durch mantra oder andere Dinge, sondern durch Streben, durch nach innen oder oben gerichtete Konzentration, durch das Sich-Öffnen für einen Einfluss, für die Göttliche Macht über uns und ihr Wirken, für die Göttliche Gegenwart im Herzen und durch die Zurückweisung all dessen, was diesen Dingen fremd ist. Und allein durch Glauben, Streben und Hingabe kann dieses Sich-Öffnen erfolgen.

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Du hast offensichtlich einen Ruf und magst für den Yoga geeignet sein; doch es gibt verschiedene Pfade und jeder hat ein anderes Ziel und Ergebnis. Allen Pfaden ist gemeinsam, die Begierden zu überwinden, die gewöhnlichen Bindungen des Lebens abzustreifen und aus der Ungewissheit in eine immerwährende Gewissheit einzutreten. Man kann auch versuchen, Traum und Schlaf, Durst und Hunger zu überwinden usw., doch gehört es nicht zu meinem Yoga, mit der Welt oder dem Leben nichts zu tun zu haben, die Sinne abzutöten oder ihre Tätigkeit völlig zu unterbinden. Das Ziel meines Yoga ist vielmehr, das Leben umzuwandeln und es mit dem Licht, der Macht und der Seligkeit der göttlichen Wahrheit und ihren dynamischen Gewissheiten zu erfüllen. Dies ist nicht der Yoga eines weltverneinenden Asketizismus, sondern der eines göttlichen Lebens. Dein Ziel hingegen kann allein dann erreicht werden, wenn du in den samādhi-Zustand eintrittst und dich in ihm von aller Bindung an das Weltendasein löst.

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Es ist nicht unerlässlich, ein Asket zu sein – es genügt, wenn man lernen kann, innerlich, im inneren Wesen statt an der Oberfläche zu leben und die Seele oder wahre Individualität zu entdecken, die durch das Oberflächenmental und die Lebenskräfte verhüllt ist, wenn man lernt, das Wesen für die überbewusste Wirklichkeit zu öffnen. Dies aber ist nur dann möglich, wenn man in seinem Bemühen völlig wahrhaft und eines Sinnes ist. Was die zweite Frage anbelangt, nämlich die Verbreitung der Botschaft Sri Aurobindos, so hängt dies von der Befähigung ab, sich einem schwierigen Yoga zu unterziehen, oder von dem Ruf, sich diesem Ideal zu weihen, ohne von den Forderungen des Egos oder der vitalen Begierden berührt zu werden; sonst wäre es besser, sich nicht damit zu befassen.

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Ja, solange nicht die äußere Natur gewandelt ist, kann man sich so hoch wie möglich erheben und die größten Erfahrungen haben, doch bleibt das äußere Mental ein Instrument der Unwissenheit.

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Es ist immer möglich, bestimmte Verwirklichungen auf der mental-spirituellen Ebene zu haben, auch wenn das Vital noch ungeläutert ist. Es gibt eine Art Trennung zwischen dem mentalen puruṣa und der prakṛti, die ein Wissen zur Folge hat, das keine verwandeln”de Auswirkung auf das Leben besitzt. Die Theorie dieser Yogis aber ist, dass man das Selbst zu erkennen habe – das Leben hingegen und was man im Leben tut spielt keine Rolle. Kennst du nicht die Geschichte von dem Yogi, der mit seiner Konkubine zu Ramakrishna kam? Dieser fragte ihn: “Warum lebst du auf solche Weise?” Der Yogi antwortete: “Alles ist māyā, daher ist es gleichgültig, was ich tue, wenn ich nur Brahman erkenne.” Und Ramakrishna soll tatsächlich geantwortet haben: “Dann pfeife ich auf deinen Vedanta.” Logisch betrachtet hatte der Yogi jedoch recht, denn wenn alles Leben und Treiben māyā ist und allein das schweigende Brahman Wirklichkeit – nun denn!

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Im Brahman-Zustand fühlt man das Selbst unberührt und rein, doch bleibt die menschliche Natur unvollkommen. Der gewöhnliche sannyāsin kümmert sich nicht darum, denn es ist nicht sein Ziel, die Natur zu vervollkommnen, sondern sich von ihr zu lösen. Friede ist eine notwendige Grundlage, doch genügt der Friede nicht. Friede, wenn er stark und andauernd ist, kann das innere Wesen befreien, das zu einem ruhigen und unbewegten Betrachter der äußeren Bewegungen wird. Das ist die Befreiung des sannyāsin. Manchmal erlöst er auch das äußere Wesen, indem er die alte Natur in das umhüllende Bewusstsein drängt, doch ist selbst dies eine Befreiung und keine Umwandlung.

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Sie (die alten Yogasysteme) hatten die Verwirklichung zum Ziel und kümmerten sich nicht um die Vergöttlichung, mit Ausnahme der tantrischen und einiger anderer Systeme. Doch selbst deren Ziel war es eher, zu Heiligen und Vollendeten, siddhas, zu werden als irgend etwas anderes.

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Die Ebene macht einen beträchtlichen Unterschied aus, was die Macht, den Glanz und die Vollständigkeit der Erfahrung anbelangt. Eine mentale Verwirklichung ist sehr verschieden von einer obermentalen oder supramentalen, obwohl die verwirklichte Wahrheit die gleiche sein kann. Die Materie als Brahman zu erkennen hat ebenfalls ein ganz anderes Ergebnis als Leben, Mental, Supramental oder den ānanda als Brahman zu erkennen. Wenn die Verwirklichung des Göttlichen durch das Mental dasselbe wäre wie seine Verwirklichung auf den höheren Ebenen, hätte dieser Yoga keinerlei Sinn; es würde keine Notwendigkeit bestehen, sich zum Supramental zu erheben oder das Supramental herabzubringen.

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Sich in voller Einung mit dem Göttlichen zu befinden ist das endgültige Ziel. Sobald man eine Art immerwährender Einung erreicht hat, kann man ein Yogi genannt werden, doch muss es eine vollständige Einung sein. Es gibt Yogis, die nur die Einung auf der spirituellen Ebene erreicht haben, andere haben sie im Mental und Herzen erreicht, wieder andere im Vital. In unserem Yoga ist das Ziel, auch im physischen Bewusstsein und auf der supramentalen Ebene die Einung zu erreichen.

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Doch warum hätten sie (die Yogis der traditionellen Pfade) irgendeinen Druck (der Herabkunft des Supramentals) fühlen sollen, wenn sie mit der erreichten Verwirklichung zufrieden sind? Sie leben im spirituellen Mental, und es liegt in der Natur des Mentals zu trennen – in diesem Fall, einen hohen Aspekt oder Zustand des Göttlichen abzusondern und diesen unter Ausschließung von allem übrigen zu suchen. Alle spirituellen Philosophien lind Yogasysteme tun dies. Wenn sie sich zum Jenseits erheben, dann zum Absoluten – und das Mental kann das Absolute nicht erfassen, außer als etwas Unfassbares, neti, neti. Im übrigen konzentrieren sie sich, wenn sie in den samādhi-Zustand eintreten, auf eine einzige Idee, und sie erreichen das, was diese Idee darstellt. Der samādhi-Zustand ist seinem Wesen nach eine ausschließliche Konzentration hierauf. Warum hätte er sie daher für etwas anderes öffnen sollen? Nur wenige sind genügend plastisch, um dieser Selbstbegrenzung der Sadhana zu entgehen; ihre Erfahrung besteht darin, dass es kein Ende der Verwirklichung gibt, und sobald du einen Gipfel erreicht hast, erkennst du dahinter einen anderen. Um über diese Erkenntnis hinauszugelangen, muss man eine bewusste, wache Fühlung mit dem Supramental aufnehmen oder zumindest einen flüchtigen Blick von ihm erlangen – und das bedeutet, das spirituelle Mental zu überschreiten.

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Es ist das eigentliche Prinzip dieses Yoga, dass allein durch die Supramentalisierung des Bewusstseins die letzte Umwandlung stattfinden kann, und dies bedeutet das Aufsteigen über das Mental zum Supramental und die Herabkunft des Supramentals in die menschliche Natur. Wenn sich also niemand über das Mental zum Supramental erheben oder die Herabkunft des Supramentals empfangen kann, dann wird dieser Yoga, logisch betrachtet, unmöglich. Jedes Wesen ist mit dem Göttlichen essentiell eins und in seinem individuellen Sein ein Teil des Göttlichen, daher gibt es keine unübersteigbare Schranke für seine Supramentalisierung. Zweifellos ist es für die menschliche Natur, deren Grundlage mental ist, unmöglich, die Unwissenheit zu überwinden und durch die eigene selbständige Bemühung sich zur Herabkunft des Supramentals zu erheben oder diese zu empfangen, doch durch die Hingabe an das Göttliche kann es geschehen. Man bringt es durch das eigene Bewusstsein in die Erd-Natur herab und öffnet auf diese Weise den Weg für die anderen; die Umwandlung jedoch muss in jedem einzelnen Bewusstsein wiederholt werden, damit sie individuell wirksam wird.

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Das Ziel des Yoga ist, das Bewusstsein dem Göttlichen zu öffnen und mehr und mehr im inneren Bewusstsein zu leben, um von dorther auf das äußere Leben einzuwirken; ferner die innerste Seele hervortreten zu lassen und durch die Kraft der Seele das Wesen zu läutern und zu verändern, damit es für die Umwandlung bereit werde und mit dem Göttlichen Wissen, Willen und mit der Göttlichen Liebe in Einung lebe. Zweitens, das yogische Bewusstsein zu entwickeln, das heißt, das Wesen auf allen Ebenen zu universalisieren, sich des kosmischen Seins und der kosmischen Kräfte bewusst zu werden und sich auf allen Ebenen bis hinauf zum Obermental in Einung mit dem Göttlichen zu befinden. Drittens, mit dem transzendenten Göttlichen jenseits des Obermentals durch das supramentale Bewusstsein in Berührung zu kommen, das Bewusstsein und die Natur zu Supramentalisieren und sich selbst zu einem Instrument für die Verwirklichung der dynamischen Göttlichen Wahrheit und ihre umwandelnde Herabkunft in die Erdnatur zu machen.

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Das Göttliche hat für uns drei Aspekte:

1. Das Kosmische Selbst, der Kosmische Spirit, der in und hinter allen Dingen und Wesen steht, von dem und in dem alles im Universum manifestiert ist – obwohl es jetzt noch eine Manifestation in der Unwissenheit ist.

2. Es ist der Spirit und Meister unseres innersten Wesens, dem zu dienen und dessen Willen in all unseren Bewegungen auszudrücken wir lernen müssen, damit wir aus der Unwissenheit in das Licht wachsen.

3. Das Göttliche ist das transzendente Wesen, der transzendente Spirit, es ist ganz Wonne und Licht, göttliches Wissen und göttliche Macht; zu jenem höchsten göttlichen Dasein und seinem Licht müssen wir uns erheben und seine Wirklichkeit mehr und mehr in unser Bewusstsein und Leben herabbringen.

In der gewöhnlichen Natur leben wir in der Unwissenheit und kennen das Göttliche nicht. Die Kräfte der gewöhnlichen Natur sind ungöttliche Kräfte, denn sie weben einen Schleier aus Ego, Begehren und Unbewusstheit, der uns das Göttliche verbirgt. Um in das höhere und tiefere Bewusstsein einzutreten, welches das Göttliche erkennt und lichthaft im Göttlichen lebt, müssen wir uns von den Kräften der niederen Natur befreien, wir müssen uns dem Wirken der Göttlichen śakti öffnen, die unser Bewusstsein in das der Göttlichen Natur umwandeln wird.

Das ist die Auffassung des Göttlichen, von der wir auszugehen haben; die Verwirklichung seiner Wahrheit kann erst mit dem Sich-Öffnen des Bewusstseins und dessen Wandlung eintreten.

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Die Unterscheidung zwischen dem Transzendenten, dem Kosmischen und dem Individuellen Göttlichen ist weder meine Erfindung noch stammt sie aus Indien oder Asien; sie ist vielmehr eine anerkannt europäische Lehre aus der esoterischen Tradition der katholischen Kirche, die durch sie die Dreieinigkeit erklärt – Vater, Sohn und Heiliger Geist –, und sie ist der europäischen mystischen Erfahrung durchaus geläufig. Es gibt sie im Grunde in allen spirituellen Disziplinen, die die Allgegenwart des Göttlichen anerkennen – in der indisch-vedantischen Erfahrung und im mohammedanischen Yoga (nicht nur bei den Sufis, sondern auch in anderen Schulen); die Mohammedaner sprechen sogar nicht nur von zwei oder drei, sondern von vielen Ebenen des Göttlichen, bevor man die höchste erreicht. Was die Vorstellung als solche anbelangt, so besteht natürlich ein Unterschied zwischen der Individualität, dem Kosmos in Raum und Zeit und dem, was diese kosmische Formel – oder jede kosmische Formel – überschreitet. Es gibt ein kosmisches Bewusstsein, das von vielen erfahren wird und sich in seinem Ausmaß und seiner Wirkungsweise gänzlich vom individuellen Bewusstsein unterscheidet, und wenn es ein Bewusstsein jenseits dieses Kosmischen gibt, unendlich und essentiell ewig und nicht nur in der Zeit bestehend, dann muss auch dieses von den anderen beiden verschieden sein. Und wenn das Göttliche diesen dreien innewohnt oder sich in ihnen manifestiert, ist es dann nicht denkbar, dass Es auch in Seinem Aspekt und in Seinem Wirken sich derart unterscheidet, dass wir gezwungen sind, von einem dreifachen Aspekt des Göttlichen zu sprechen, wenn wir nicht alle Wahrheit der Erfahrung durcheinanderbringen oder uns auf eine rein statische Erfahrung von etwas Unbestimmbaren beschränken wollen?

In der Ausübung des Yoga besteht ein großer dynamischer Unterschied hinsichtlich der Art, wie man sich mit diesen drei Möglichkeiten auseinandersetzt Wenn ich das Göttliche nur als dasjenige verwirkliche, das zwar nicht mein persönliches Selbst ist, das aber dennoch im geheimen mein ganzes persönliches Wesen bewegt und das ich hinter dem Schleier hervortreten lassen kann, oder wenn ich das Bildnis der Gottheit in mir erstehen lasse, so ist das eine Verwirklichung, wenn auch nur eine begrenzte. Wenn ich die Kosmische Gottheit verwirkliche, indem ich mein ganzes persönliches Selbst in ihr verliere, so ist dies eine sehr große Verwirklichung, doch werde ich nur ein Kanal der universalen Macht, und es gibt keine persönliche oder göttlich-individuelle Erfüllung für mich. Wenn ich zur transzendenten Verwirklichung aufsteige, verliere ich in diesem transzendenten Absoluten sowohl mich selbst als auch die Welt. Wenn ich andererseits keines dieser Dinge für sich allein will, sondern wenn es mein Ziel ist, das Göttliche zu verwirklichen und auch in der Welt zu manifestieren und zu diesem Zweck eine noch nicht-manifeste Macht herabzubringen – wie die des Supramentals –, wird eine Harmonisierung aller drei zwingend. Ich muss es herabbringen und von woher sonst soll ich es herabbringen – da es in der kosmischen Formel noch nicht manifestiert ist – als von der nicht-manifesten Transzendenz, die ich erreichen und verwirklichen muss? Ich muss es in die kosmische Formel bringen, dann das kosmische Göttliche verwirklichen und mir des kosmischen Selbstes und der kosmischen Kräfte bewusst werden. Doch ich muss es hier verkörpern, andernfalls bleibt es nur ein Einfluss und ist nicht etwas, das in der physischen Welt verankert ist; und das kann allein durch das Göttliche im einzelnen Wesen geschehen.

Dies sind die Grundlagen in der Dynamik spiritueller Erfahrung, und ich habe sie anzuerkennen, wenn eine göttliche Arbeit getan werden soll.

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Das Göttliche nur mit dem Ziel zu suchen, um etwas von ihm zu erhalten, ist bestimmt nicht die richtige Einstellung; doch wenn es ganz und gar verboten wäre, Es dieserhalb zu suchen, fänden die meisten Menschen auf der Welt den Weg zu ihm überhaupt nicht. Daher ist es vermutlich erlaubt, damit sie einen Anfang machen; und wenn sie wirklich Glauben haben, kann es sogar sein, dass sie erhalten, worum sie bitten, und sie werden es für eine feine Sache halten und so weitermachen; und dann, eines Tages, mag ihnen vielleicht dämmern, dass dies doch nicht ganz das richtige ist, dass es bessere Wege und eine bessere Einstellung gibt, sich dem Göttlichen zu nähern. Wenn sie aber nicht erhalten, worum sie bitten und sich dennoch an das Göttliche wenden und ihm vertrauen – nun das zeigt, dass sie bereit werden. Wir müssen es als eine Art Kinderschule für die Unreifen betrachten. Doch dies hat natürlich nichts mit dem spirituellen Leben zu tun, es ist lediglich eine Art elementarer, religiöser Annäherung. Die Regel im spirituellen Leben ist zu geben, nicht zu nehmen. Der Sadhak aber kann um die Göttliche Kraft bitten, dass sie ihm helfen möge, seine Gesundheit zu bewahren oder wiederherzustellen, wenn er dies als Teil seiner Sadhana tut, damit sein Körper für das spirituelle Leben bereit und fähig und ein brauchbares Instrument für die Göttliche Arbeit werde.

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Wir wollen zuerst die ziemlich merkwürdige Vorstellung ablegen, was wir täten, wenn die Einung mit dem Göttlichen ewige Freudlosigkeit, nirānanda, oder Pein brächte. So etwas gibt es nicht, und dies zu behaupten, lässt nur das Ziel undeutlich werden. Das Göttliche ist ānandamaya, und man kann es um des ānanda willen suchen, den es einem gibt; doch viele andere Dinge sind ebenfalls in ihm und man kann es um jedes von ihnen suchen, um des Friedens willen, um der Befreiung willen, um des Wissens und der Macht willen, um all des übrigen willen, dessen Sog oder Impuls man spüren mag. Es ist durchaus möglich, dass jemand sagt: “Ich will Macht vom Göttlichen, da ich Sein Werk tun und Seinen Willen ausführen will, auch wenn die Anwendung der Macht mit Leiden verbunden ist.” Es ist möglich, dass man die Seligkeit als etwas zu Gewaltiges, zu Ekstatisches scheut und nur oder lieber um den Frieden bittet, um Befreiung, um nirvāṇa. Du sprichst von Selbsterfüllung – man kann den Höchsten auch als das eigene höchste Selbst betrachten und nicht als das Göttliche, und die Erfüllung des eigenen Wesens in jenem höchsten Selbst suchen; doch man braucht es nicht als ein Selbst der Wonne, der Ekstase, des ānanda zu betrachten, man kann es als ein Selbst der Freiheit, der Weite, des Wissens, der Ruhe und Stärke, der Stille und Vollendung betrachten – vielleicht zu still, um die Regung von etwas so Störendem wie die Freude eintreten zu lassen. Daher ist es nicht gesagt, auch wenn man sich dem Göttlichen, um etwas zu gewinnen, nähert, dass man es allein um des ānanda oder allein um der Einung willen sucht und aus keinem anderen Grund.

Hierin ist etwas enthalten, das deine ganze Argumentation zunichte macht. Denn all dies sind Aspekte der Göttlichen Natur, ihre Mächte und Seins-Zustände, während das Göttliche selbst etwas Absolutes, in sich Bestehendes ist, durch seine Aspekte nicht begrenzt, wunderbar und unsäglich und nicht durch diese bestehend, sondern diese bestehen durch Es. Wenn es also schon durch seine Aspekte anziehend ist, dann um so mehr durch sein absolutes Selbst-Sein, das süßer, mächtiger und tiefer als jeder Aspekt ist. Sein Frieden, sein Licht, sein Entzücken, seine Freiheit und Schönheit sind wunderbar und unbeschreiblich, da es selbst auf magische, geheimnisvolle, transzendente Weise wunderbar und unbeschreiblich ist. Man kann es daher um seines herrlichen, unsäglichen Selbstes willen suchen und nicht nur um des einen oder anderen seiner Aspekte willen. Das einzige, das hierfür benötigt wird, ist, zu einem Punkt zu gelangen, an dem das seelische Wesen diesen Sog des Göttlichen in sich fühlt, und dann einen weiteren Punkt zu erreichen, an dem auch Mental, Vital und alles übrige ebenfalls zu fühlen beginnen, dass es dies war, was ihnen fehlte, und dass die oberflächliche Jagd nach dem Ananda oder was immer es war nur als Vorwand diente, um die menschliche Natur zu jenem höchsten Magnet hinzuziehen.

Dein Argument, weil wir wüssten, dass die Einung mit dem Göttlichen den ānanda bringe, es daher der ānanda sein muss, um dessentwillen wir die Einung suchten, ist nicht wahr und stichhaltig. Einer, der eine Königin liebt, mag wohl wissen, dass die Erwiderung seiner Liebe ihm Macht, Ansehen und Reichtümer bringen wird, und dennoch liebt er sie nicht um der Macht, des Ansehens und der Reichtümer willen. Er kann sie um ihrer selbst willen lieben und würde sie genauso lieben, wenn sie keine Königin wäre; er mag keine Hoffnung auf die Erwiderung seiner Liebe haben und sie dennoch lieben, sie anbeten, für sie leben und für sie sterben, nur weil sie sie ist. Das ist oft geschehen, und Männer haben Frauen ohne Hoffnung auf Freude oder Erfolg geliebt, sie haben sie, selbst nachdem das Alter gekommen und die Schönheit vergangen war, stetig und leidenschaftlich geliebt. Patrioten lieben ihr Vaterland nicht, weil es reich, machtvoll und groß ist und ihnen viel zu geben hat; Vaterlandsliebe war am glühendsten, leidenschaftlichsten und unbedingtesten, wenn das Land arm, erniedrigt und elend war und als einzigen Lohn für erwiesenen Dienst nichts anderes zu geben hatte als Verlust, Wunden und Qual, Gefangenschaft und Tod; und dennoch lebten die Menschen dafür, obwohl sie wussten, dass sie ihr Land niemals in Freiheit sehen würden, sie haben ihm gedient und sind dafür gestorben – und zwar um seinetwegen und nicht für das, was es ihnen geben könnte. Die Menschen haben die Wahrheit um ihrer selbst willen geliebt, sie haben Armut, Verfolgung und sogar den Tod hingenommen für das, was sie in ihr suchten oder fanden – ja, sie fanden sich sogar damit ab, sie immer zu suchen, sie nicht zu finden und haben dennoch die Suche niemals aufgegeben. Was bedeutet dies? Es bedeutet, dass Menschen, Vaterland, Wahrheit und andere Dinge um ihrer selbst und nicht wegen irgend etwas anderem geliebt werden können, nicht eines Umstandes oder eines damit verbundenen Wertes oder eines Vergnügens wegen, sondern um etwas Absoluten willen, das entweder in ihnen enthalten ist oder hinter ihrer äußeren Erscheinungsform oder dem Umstand steht. Das Göttliche ist mehr als Mann oder Frau, als ein Land oder Glaubensbekenntnis, als eine Meinung, eine Entdeckung oder ein Prinzip. Es ist die Person jenseits aller Personen, die Heimat, das Vaterland aller Seelen, es ist die Wahrheit, die von allen Wahrheiten nur unvollständig dargestellt wird. Kann Es also nicht um seiner selbst willen geliebt und gesucht werden, so wie diese und andere Dinge, die, obgleich von geringerem Wesen und geringerer Natur, von Menschen geliebt und gesucht wurden?

Was deine Argumentation übersieht, ist das Absolute oder das, was auf das Absolute zielt, sowohl im Menschen und seinem Suchen als auch im Göttlichen – etwas, das durch mentales Erwägen oder ein vitales Motiv nicht erklärt werden kann. Es ist zwar ein Motiv, doch eines der Seele und nicht des vitalen Begehrens, es ist ein Grund, doch nicht des Mentals, sondern des Selbstes und Spirits. Es ist auch ein Verlangen, doch ein Verlangen, welches das der Seele innewohnende Streben ausdrückt und nicht die vitale Sehnsucht. Es ist das, was entsteht, wenn das reine Selbstgeben vorhanden ist, wenn das “ich suche dich um dieses oder jenes willen” sich einfach ändert in “ich suche dich um deiner selbst willen”. Es ist jenes wunderbare und unbeschreibliche Absolute im Göttlichen, das X meint, wenn er sagt: “Nicht Wissen, nicht dies noch das, sondern Krishna”. Dieser Sog ist tatsächlich ein kategorischer Imperativ, das Selbst in uns wird durch den befehlenden Ruf des größeren Selbstes zum Göttlichen gezogen, die Seele wird zum Ziel ihrer Anbetung unsagbar hingezogen, da es nicht anders sein kann, da sie sie ist und Es Es ist. – So weit genug.

Ich habe all dies nur geschrieben, um zu erklären, was wir meinen, wenn wir sagen, wir suchen das Göttliche um seiner selbst willen und nicht wegen etwas anderem – soweit dies eben erklärbar ist. Erklärbar oder nicht, es ist eine der wichtigsten Tatsachen spiritueller Erfahrung. Der Wille, sich selbst zu geben, ist nur ein Ausdruck dieser Tatsache. Das heißt aber nicht, dass ich gegen dein Verlangen nach ānanda etwas einzuwenden hätte. Bewahre dieses Verlangen um jeden Preis, solange es einem Teil deines Wesens notwendig ist, danach zu verlangen; denn dies sind die Dinge, die zum Göttlichen führen, solange nicht der unmissverständliche innere Ruf, der immer vorhanden ist, zur Oberfläche durchgedrungen ist. Dieser aber war es, der in Wirklichkeit von Anbeginn an einen Sog auf dich ausgeübt hat und der hinter allem steht – es ist der kategorische spirituelle Imperativ, das unbedingte Bedürfnis der Seele nach dem Göttlichen.

Ich sage nicht, dass es keinen ānanda geben soll. Das Selbstgeben als solches ist ein tiefer ānanda und hat unsäglichen ānanda zur Folge. Und er wird durch diese Methode eher herbeigeführt als durch irgendeine andere, so dass man beinahe sagen kann: “Ein selbstloses Selbstgeben ist die beste Taktik”. Nur dass man es nicht um der Taktik willen tut. ānanda ist das Ergebnis, doch nicht um dieses Ergebnisses willen gibt man sich, sondern um des Selbstgebens und des Göttlichen willen; dies mag dem Mental als ein nur sehr feiner Unterschied erscheinen, er ist aber durchaus real.

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Es war nicht meine Absicht zu sagen, es sei falsch, nach dem ānanda zu streben. Was ich darlegen wollte, war die Voraussetzung für den andauernden Besitz des ānanda (Andeutungen, Berührungen, ein Herabströmen können zuvor stattfinden); diese wesentliche Voraussetzung ist ein Bewusstseinswandel, das Eintreten des Friedens, des Lichtes usw. – all dies führt den Übergang von der normalen zur spiritualisierten Natur herbei. Und infolgedessen ist es besser, diesen Bewusstseinswandel zum ersten Ziel der Sadhana zu machen. Andererseits den immerwährenden ānanda unmittelbar in ein Bewusstsein zu zwingen, das noch nicht fähig ist, ihn zu bewahren und noch viel weniger die geringeren vitalen Freuden und Vergnügungen durch ihn zu ersetzen vermag, kann durchaus den Fluss dieser spiritualisierten Erfahrungen beenden, die die fortwährende Ekstase im wesentlichen ermöglichen. Doch ganz sicher wollte ich niemals zum Ausdruck bringen, dass der ānanda nicht erreicht werden sollte, oder darauf bestehen, dass du dich auf ein freudloses nirānanda brahman hinentwickelst Im Gegenteil, ich sagte, dass der ānanda die Krone des Yoga sei, was bestimmt bedeutet, dass er ein Teil der höchsten siddhi ist.

Was immer man aufrichtig und beharrlich vom Göttlichen will, wird einem vom Göttlichen mit Sicherheit gegeben. Wenn du also den ānanda willst und auf deinem Willen beharrst, wirst du ihn am Ende erhalten. Die einzige Frage ist, von welcher Art die Macht ist, die dein Suchen hauptsächlich bewegt: Ist es ein vitales Verlangen oder ist es ein seelisches Streben, das sich über das Herz offenbart und sich dem mentalen, vitalen und physischen Bewusstsein mitteilt? Letzteres ist die größte Macht, die auf den kürzesten Weg führt, den man ohnehin früher oder später einschlagen muss.

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Das Göttliche zu finden ist der eigentliche Grund unserer Suche nach spiritueller Wahrheit und spirituellem Leben; es ist die eine unerlässliche Sache, und alles übrige ist nichts ohne dies. Das Göttliche, nachdem es einmal gefunden ist, zu offenbaren, bedeutet vor allem, das eigene, begrenzte Bewusstsein in das Göttliche Bewusstsein umzuwandeln, im unendlichen Frieden und Licht zu leben, in unendlicher Liebe, Stärke und Seligkeit, in der eigenen essentiellen Natur zu all dem zu werden und schließlich in der aktiven Natur sein Gefäß und Kanal und Instrument zu sein. Das Prinzip des Einsseins auf der stofflichen Ebene zu aktivieren oder für die Menschheit zu arbeiten, ist eine mentale Fehldeutung der Wahrheit – diese Dinge können kein oberstes und wahres Ziel spirituellen Suchens sein. Wir müssen das Selbst, das Göttliche finden, dann erst können wir wissen, woraus die Arbeit besteht, die das Selbst oder das Göttliche von uns fordert. Bis dahin können unser Leben und Tun lediglich eine Hilfe oder ein Mittel sein, das Göttliche zu finden, und sollten keinem anderen Zweck dienen. In dem Maße, wie wir in das innere Bewusstsein hineinwachsen oder wie die spirituelle Wahrheit des Göttlichen in uns wächst, müssen unser Leben und Tun mehr und mehr aus dieser Wahrheit hervorgehen und eins mit ihr sein. Doch von vornherein durch unsere begrenzten mentalen Auffassungen zu entscheiden, woraus jene zu bestehen haben, heißt, die Entfaltung der spirituellen Wahrheit in uns zu hemmen. In dem Maße, wie diese wächst, werden wir das Göttliche Licht und die Göttliche Wahrheit, die Göttliche Macht und Kraft, die Göttliche Reinheit und den Göttlichen Frieden in uns wirken fühlen; und sie werden unser Handeln und Bewusstsein ergreifen und benützen, um uns in das Göttliche Ebenbild umzuformen, um die Schlacken zu entfernen und mit dem reinen Gold des Spirits zu ersetzen. Erst wenn die Göttliche Gegenwart immer in uns wohnt, erst wenn das Bewusstsein die Umwandlung erfahren hat, haben wir das Recht zu sagen, wir seien bereit, das Göttliche auf der stofflichen Ebene zu offenbaren. Ein mentales Ideal oder Prinzip aufrechtzuerhalten oder dem inneren Wirken aufzuerlegen ist mit der Gefahr verbunden, dass wir uns auf eine mentale Verwirklichung begrenzen oder aber dass wir durch eine halbe Gestaltung das wahre Wachsen in die volle Verbindung und Einung mit dem Göttlichen sowie das freie, innerste Einwirken seines Willens auf unser Leben hemmen oder gar fälschen. Dies ist ein Fehler in der Zielsetzung, zu dem das gegenwärtige Mental besonders neigt. Es ist weitaus besser, sich dem Göttlichen um des Friedens, des Lichtes oder der Seligkeit willen zu nähern, die Seine Verwirklichung mit sich bringt, als diese zweitrangigen Dinge hineinzumischen, die uns von der einen notwendigen Sache ablenken können. Auch die Vergöttlichung sowohl des stofflichen als auch des inneren Lebens ist ein Teil dessen, was wir als Göttlichen Plan ansehen, und kann allein durch ein Hervorströmen der inneren Verwirklichung erfüllt werden, durch etwas das von innen nach außen wächst, und nicht durch das Ausarbeiten eines mentales Prinzips.

Du fragst, welcher Art die Disziplin sei, der man zu folgen habe, um das mentale Suchen in eine lebendige spirituelle Erfahrung zu wandeln. Das erste Erfordernis ist, dein Bewusstsein in der nach innen gerichteten Konzentration zu schulen. Das gewöhnliche menschliche Mental besitzt eine Oberflächenaktivität, die das wahre Selbst verhüllt. Doch gibt es ein anderes, ein verborgenes, inneres Bewusstsein hinter der Oberfläche, wodurch man das wirkliche Selbst und eine größere und tiefere Wahrheit der Natur erkennt, wodurch man das Selbst verwirklichen und die Natur befreien und umwandeln kann. Das Ziel dieser Konzentration ist, das Oberflächenmental zu beruhigen und zu beginnen, innerlich zu leben. Dieses wahre Bewusstsein, das sich von dem oberflächlichen unterscheidet, hat zwei hauptsächliche Zentren, eines im Herzen (nicht im physischen Herzen, sondern im Kardial-Zentrum in der Mitte der Brust) und eines im Kopf. Die Konzentration im Herzen öffnet den Weg nach innen, und wenn man diesem inneren Öffnen folgt und sich in die Tiefe wendet, wird man der Seele oder des seelischen Wesens gewahr, dem göttlichen Element im Menschen. Dieses, nachdem es enthüllt wurde, beginnt hervorzutreten und die Natur zu lenken und sie samt allen ihren Bewegungen der Wahrheit und dem Göttlichen zuzuwenden, sowie alles in sie herabzurufen, was sich darüber [über der menschlichen Natur] befindet. Es bringt das Bewusstsein der Gegenwart, der Weihung des Wesens an den Höchsten und macht die Herabkunft einer größeren Kraft und eines größeren Bewusstseins, die über uns warten, in unsere Natur möglich. Der erste Schritt, wenn man ihn tun kann, das heißt der natürliche Anfang ist, sich im Herzen auf die Darbringung seiner selbst an das Göttliche zu konzentrieren, sowie das Streben nach diesem inneren Öffnen und nach der Gegenwart im Herzen; denn ist einmal dies erreicht, wird der spirituelle Pfad weit einfacher und sicherer als wenn man mit dem anderen Weg beginnen würde.

Jener andere Weg ist die Konzentration im Kopf, im mentalen Zentrum. Diese öffnet, wenn sie zur Stille des Oberflächenmentals führt, ein inneres, größeres und tieferes Mental, das bereitwilliger spirituelle Erfahrung und spirituelles Wissen empfängt. Ist man hier einmal konzentriert, dann muss man das schweigende mentale Bewusstsein nach oben hin für alles öffnen, was sich über dem Mental befindet. Nach einiger Zeit fühlt man, wie das Bewusstsein aufsteigt, wie es sich schließlich über jenes Lid erhebt, von dem es so lange Zeit im Körper festgehalten wurde, und ein Zentrum über dem Kopf findet, von wo es in das Unendliche befreit wird. Dort beginnt es mit dem universalen Selbst, mit dem Göttlichen Frieden, dem Licht, der Macht, dem Wissen, der Seligkeit in Kontakt zu kommen, dort einzutreten und zu all dem zu werden – und die Herabkunft dieser Dinge in die Natur zu fühlen. Dieser zweite Weg der Konzentration ist also, sich im Kopf auf das Streben nach der Stille im Mental zu konzentrieren sowie auf die Verwirklichung des Selbstes und des Göttlichen über sich. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Konzentration des Bewusstseins im Kopf nur eine Vorbereitung für sein Aufsteigen zu dem Zentrum darüber ist; andernfalls könnte man in seinem Mental und dessen Erfahrungen eingeschlossen werden oder bestenfalls zu einer Widerspiegelung der Wahrheit gelangen, statt sich in die spirituelle Transzendenz zu erheben, um dort zu leben. Für einige ist die mentale Konzentration leichter, für andere die Konzentration im Herz-Zentrum; einige sind fähig, beides abwechselnd zu tun – doch ist es wünschenswerter, mit dem Herz-Zentrum zu beginnen, wenn man es vermag.

Die andere Seite der Disziplin betrifft die Tätigkeiten der menschlichen Natur, des Mentals, des Lebens-Selbstes oder Vitals und des physischen Wesens. Das Prinzip ist hier, die Natur mit der inneren Verwirklichung abzustimmen, damit man nicht in zwei disharmonierende Teile gespalten wird. Dabei sind verschiedene Disziplinen oder Vorgänge möglich. Eine davon ist, alle Tätigkeiten dem Göttlichen darzubringen, um die innere Führung zu bitten und darum, dass die menschliche Natur von einer Höheren Macht aufgenommen wird. Sobald dann das innere Sich-Öffnen der Seele stattfindet, sobald das seelische Wesen hervortritt, besteht keine große Schwierigkeit mehr; denn Hand in Hand damit geht die seelische Unterscheidung, eine fortwährende Eingebung und schließlich eine Führung, die alle Unvollkommenheiten enthüllt und still und geduldig beseitigt, die rechten mentalen und vitalen Regungen bringt und auch das physische Bewusstsein umformt. Eine andere Methode ist zurückzustehen, losgelöst von den Regungen des Mentals, des Lebens, des physischen Wesens, ihre Tätigkeiten nur als die gewohnten Gestaltungen der allgemeinen Natur im Menschen zu betrachten, die uns durch vergangenes Tun auferlegt sind und nicht zu unserem wirklichen Wesen gehören; in dem Maß, wie einem dies glückt, wie man sich ablösen kann und das Mental und seine Tätigkeiten, das Leben und seine Tätigkeiten, den Körper und seine Tätigkeiten als nicht zu sich gehörend betrachtet, wird man sich eines inneren Wesens bewusst – eines inneren Mentals, eines inneren Vitals, eines inneren Physischen –, das ruhig, ungebunden und nicht verhaftet ist, das das wahre Selbst über einem spiegelt und sein direkter Vertreter sein kann; von diesem inneren, schweigenden Wesen geht eine Zurückweisung all dessen aus, was zurückgewiesen werden muss, und eine Billigung allein von dem, was bewahrt und umgewandelt werden kann, ein innerster Wille zur Vollendung oder ein Ruf an die Göttliche Macht, bei jedem Schritt das zu tun, was für die Verwandlung der Natur erforderlich ist. Es [das innere Wesen] kann auch Mental, Leben und Körper der innersten seelischen Wesenheit und ihrem lenkenden Einfluss oder ihrer unmittelbaren Führung öffnen. In den meisten Fällen zeichnen sich diese beiden Methoden ab, arbeiten zusammen und verschmelzen schließlich in eine einzige. Doch kann man mit jeder von ihnen beginnen, am besten mit derjenigen, der zu folgen einem am natürlichsten und einfachsten erscheint.

Schließlich kann in allen Schwierigkeiten, in denen die persönliche Bemühung behindert ist, die Hilfe des Lehrers eingreifen und das herbeiführen, was für die Verwirklichung oder den unmittelbar nächsten Schritt erforderlich ist.

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Dieser Yoga verlangt, dass man das Leben vollkommen dem Streben nach Entdeckung und Verkörperung der Göttlichen Wahrheit weiht und nichts anderem sonst. Dein Leben zwischen dem Göttlichen und einem äußeren Ziel, einer äußeren Tätigkeit zu teilen, die nichts mit der Suche nach der Wahrheit zu tun hat, ist nicht zulässig. Die geringste Kleinigkeit dieser Art würde den Erfolg im Yoga zunichte machen.

Du musst in dich gehen und dich einer völligen Weihung an das spirituelle Leben widmen. Jede Bindung an mentale Vorlieben muss von dir abfallen, alles Beharren auf vitalen Zielen und Interessen, alles Verhaftetsein muss ausgemerzt werden, alles egoistische Anklammern an die Familie, die Freunde, das Vaterland muss verschwinden, wenn du im Yoga erfolgreich sein willst. Was immer an nach außen gewandter Energie oder Tätigkeit benötigt wird, muss aus der einmal entdeckten Wahrheit und darf nicht aus niederen mentalen oder vitalen Motiven stammen, es muss vom göttlichen Willen und nicht von der persönlichen Wahl oder den Vorlieben des Egos ausgehen.

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Es ist ein universal anerkanntes Prinzip spirituellen Bemühens, dass man bereit sein muss, alles ohne Vorbehalt zu opfern, um das Göttliche über ein spiritualisiertes Bewusstsein zu erreichen. Wenn die Selbstentfaltung auf der mentalen, vitalen und physischen Ebene sein Ziel ist, so ist dies etwas anderes – ein derartiges Leben ist das Leben des Egos, in dem die Seele unentwickelt oder halbentwickelt im Hintergrund gehalten wird. Doch für den spirituell Suchenden ist die einzige Entwicklung, die er sucht, die Entfaltung des seelischen und spirituellen Bewusstseins; und auch dies nur, weil sie notwendig ist, um das Göttliche zu erreichen und ihm zu dienen – nicht um ihrer selbst willen. Jede mentale, vitale oder physische Entwicklung oder die Anwendung von Fähigkeiten, die man zu einem Teil des spirituellen Lebens und zu einer Instrumentation des Göttlichen machen kann, kann unter der Bedingung ihrer Umwandlung und Neuformung auf spiritueller Grundlage beibehalten werden. Doch darf sie nicht um ihrer selbst oder des Egos willen bewahrt oder als etwas Eigenes betrachtet oder für eigene Zwecke verwendet werden, sondern allein um des Göttlichen willen.

Was James Behauptung angeht, so stimmt sie natürlich insofern, als der Politiker in seinen Mußestunden als Hobby sich mit anderen Dingen beschäftigen kann; wenn er aber als Politiker Erfolg haben will, muss er seine besten Energien der Politik widmen. Wenn Shakespeare oder Newton einen Teil ihrer Energien auf die Politik verwendet hätten, wären sie nicht fähig gewesen, etwas derart Großes in Dichtung und Wissenschaft zu erreichen, und selbst wenn sie es erreicht hätten, hätte ihm die Fülle gefehlt. Die Hauptenergien müssen auf eine Sache konzentriert sein; alles andere können nur untergeordnete Beschäftigungen sein, die der Muße dienen, der Ablenkung oder gewissen Interessen, aber nicht etwas, das ein allgemeines Bildungsniveau aufrechterhalten soll.

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Alles hängt von deinem Lebensziel ab. Ich glaube, dass für jemanden, dessen Ziel es ist, die höchste spirituelle Wahrheit und das Göttliche Leben zu entdecken und zu besitzen, ein Posten an der Universität nicht viel bedeuten kann – ich vermag auch keine praktische Verbindung zwischen diesen beiden Dingen zu erkennen. Es wäre etwas anderes, wenn das Ziel darin bestünde, das Leben eines Schriftstellers oder Denkers zu führen, der sich ohne höheres Streben oder tieferes Suchen nur auf die mentale Ebene beschränkt. Ich sehe aber nicht ein, dass deine Abneigung, dich dieser Art von Arbeit zu widmen, durch eine Schwäche verursacht wird. Es ist vielmehr nur ein kleiner Teil deiner Natur und nicht ihr tiefster oder stärkster Teil, der hiermit oder mit der Atmosphäre, in der es zu geschehen hätte, zufrieden wäre.

In solchen Fällen ist es nicht das denkende Mental, sondern das vitale Wesen – die Lebenskraft oder die Begierden-Natur oder zumindest ein Teil davon –, das die Tätigkeit der Menschen und ihre Wahl bestimmt, es sei denn, dass ein äußeres Erfordernis oder ein Druck die Entscheidung erzwingt oder vorwiegend beeinflusst. Das Mental ist nur ein deutender, rechtfertigender und planender Vermittler. Als du die Sadhana aufnahmst, erhielt dieser Teil deines Vitals einen Druck von oben und innen, der die gewohnte Richtung seiner Wünsche und Neigungen veränderte – jene alten Geleise, die zuvor ihr Ziel bestimmt hätten; das Vital ist – wie oft als erstes Ergebnis – ruhig und neutral geworden. Es wird vom äußeren Leben nicht mehr stark angezogen; es hat jedoch durch das seelische Zentrum und den höheren mentalen Willen noch nicht genügend Erleuchtung und Impuls erhalten, um eine neue vitale Bewegung aufzunehmen und kraftvoll auf dem Weg zu einem neuen Leben auszuschreiten. Das ist der Grund für deine Lustlosigkeit und die Verschwommenheit der Zukunft, die du erwähnst.

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Wenn deine Seele sich immerfort nach der Umwandlung sehnt, dann ist es diese, die du suchen musst. Das Göttliche zu suchen oder vielmehr einen gewissen Aspekt des Göttlichen – denn man kann das Göttliche nicht vollkommen verwirklichen, wenn keine Umwandlung stattgefunden hat – mag für einige genügen, doch nicht für jene, deren Seele sich nach der gänzlichen göttlichen Wandlung sehnt.

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Ich konnte mich eines Lächelns nicht erwehren angesichts X‘s gewissenhafter Unterscheidung zwischen Krishna, Shiva und der śakti. Wenn sich ein Mensch zu einer oder zwei Formen des Göttlichen hingezogen fühlt, dann ist es in Ordnung; doch auch wenn er sich zu verschiedenen gleichzeitig hingezogen fühlt, braucht er sich deshalb keine Gedanken zu machen. Die Natur eines entwickelten Menschen hat unweigerlich verschiedene Seiten, und es ist durchaus natürlich, dass verschiedene Aspekte [des Göttlichen] verschiedene Persönlichkeiten in ihm anziehen oder beherrschen. Er kann sie alle annehmen und in dem Einen Göttlichen und der Einen Adya Shakti, deren Manifestationen alle übrigen sind, in Einklang bringen.

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