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Sri Aurobindo

Briefe über den Yoga

Band 2

SADHANA DURCH MEDITATION

I. Meditation und Konzentration

II. Der samādhi-Zustand

III. Japa und Mantra

I. Meditation und Konzentration

Deine Fragen umfassen einen sehr weiten Bereich. Es ist daher notwendig, dass ich mich kurz fasse und nur einige hauptsächliche Punkte herausgreife:

1. Was bedeutet Meditation tatsächlich?

Zwei Worte werden im Englischen für den indischen Begriff des dhyāna gebraucht, “Meditation” und “Kontemplation”. Meditation bedeutet eigentlich die Konzentration des Mentals auf einen bestimmten Gedankengang, der ein bestimmtes Thema ausarbeitet. Kontemplation bedeutet, mental ein bestimmtes Objekt zu betrachten, ein Bildnis, eine Idee, so dass sich im Mental durch die Kraft der Konzentration auf natürliche Weise das Wissen über das Objekt, das Bildnis oder die Idee bildet. Beides sind Formen von dhyāna, denn das Prinzip des dhyāna ist mentale Konzentration, sei es der Gedanken, der Schau oder des Wissens.

Es gibt noch andere Formen von dhyāna. Vivekananda empfiehlt dir in einem Textabschnitt, von deinen Gedanken zurückzustehen, sie in deinem Mental nach ihrem Belieben treiben zu lassen und sie lediglich zu beobachten, um zu erkennen, von welcher Art sie sind. Man könnte es Konzentration auf die Selbst-Beobachtung nennen.

Dies führt zu einer anderen Form, dem Freimachen des Mentals von allen Gedanken, was eine Art reiner, aufmerksamer Leere zurücklässt, in die das göttliche Wissen kommen und sich einprägen kann, ungestört von den niedrigeren Gedankengängen des gewöhnlichen menschlichen Mentals und mit der Klarheit einer weißen Kreideschrift auf einer schwarzen Tafel. Du wirst feststellen, dass die Gita von dieser Zurückweisung allen mentalen Denkens als einer der Methoden des Yoga spricht und diese Methode sogar zu bevorzugen scheint. Man könnte sie den dhyāna der Befreiung nennen, da sie das Mental von der Versklavung an den mechanischen Denkprozess befreit und ihm anheimstellt, zu denken oder nicht zu denken, wann und wie es ihm beliebt, oder aber seine eigenen Gedanken zu wählen oder das Denken zu überschreiten und zur reinen Wahrnehmung der Wahrheit zu gelangen, die in unserer Philosophie vijñāna genannt wird.

Meditation ist der leichteste Vorgang für das menschliche Mental, doch in seinem Ergebnis am beschränktesten. Kontemplation ist schwieriger, doch größer; die Selbstbeobachtung und Befreiung von den Fesseln des Denkens ist das schwierigste von allem, jedoch in seinem Ergebnis am weitesten und größten. Man kann irgendeine dieser Formen wählen, entsprechend der eigenen Neigung und Fähigkeit. Die vollkommene Methode ist, sie alle zu gebrauchen, jede an ihrem Ort und zu ihrem Zweck; hierzu wäre aber ein gefestigter Glaube, eine gefestigte Geduld und eine große Willenskraft in der Anwendung des Yoga vonnöten.

2. Welcher Art sollte der Gegenstand oder die Idee der Meditation sein?

Was immer am meisten mit deiner Natur und deinen höchsten Bestrebungen in Einklang steht. Wenn du mich um eine klare Antwort bittest, muss ich sagen, dass Brahman immer das beste Objekt für die Meditation oder Kontemplation ist; und die Vorstellung, auf die sich das Mental konzentrieren sollte, ist: Gott in allem, alles in Gott und alles wie Gott. Es ist grundsätzlich gleichgültig, ob es der Unpersönliche oder der Persönliche Gott ist oder subjektiv das Eine Selbst. Doch ist dies meinem Empfinden nach die beste Vorstellung, da sie die höchste ist und alle anderen Wahrheiten umfasst, seien es die Wahrheiten dieser Welt oder anderer Welten oder die jenseits aller phänomenalen Erscheinungsform – “all dies ist Brahman”.

In der dritten Ausgabe des “Arya”, am Ende der zweiten Fortsetzung der Untersuchung der Isha-Upanishad wirst du eine Beschreibung dieser Vision des Einen finden, die es dir erleichtern wird, die Vorstellung zu verstehen.

3. Innere und äußere höchst wesentliche Voraussetzungen für die Meditation.

Es gibt keine wesentlichen äußeren Voraussetzungen, doch sind sowohl Einsamkeit und Abgeschlossenheit während der Meditation als auch die Stille des Körpers hilfreich und für den Anfänger nahezu unumgänglich. Man sollte aber durch äußere Voraussetzungen nicht gebunden sein. Hat sich einmal die Gewohnheit der Meditation geformt, sollte es möglich sein, sie unter allen Voraussetzungen durchzuführen, liegend, sitzend, gehend, allein, in Gesellschaft, in der Stille oder inmitten des Lärms usw..

Die erste erforderliche innere Voraussetzung ist die Konzentration des Willens gegen die Hindernisse der Meditation, zum Beispiel das Umherschweifen das Mentals, Vergesslichkeit, Schlaf, physische und nervöse Ungeduld, Rastlosigkeit usw..

Die zweite Voraussetzung ist eine wachsende Reinheit und Ruhe des inneren Bewusstseins (citta), aus dem sich Gedanken und Gefühle erheben, das heißt die Befreiung von allen störenden Reaktionen, wie Ärger, Schmerz, Niedergeschlagenheit, Besorgnis über weltliche Ereignisse usw.. Mentale Vollkommenheit und Moral sind immer eng miteinander verbunden.

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Konzentration ist ein “Zusammen-Sammeln” des Bewusstseins, um es entweder an einem Punkt zu zentralisieren oder einem bestimmten Objekt zuzuwenden, zum Beispiel dem Göttlichen; es kann ebenfalls ein gesammelter Zustand im gesamten Wesen bestehen und nicht nur an einem Punkt. In der Meditation ist es nicht unerlässlich, sich derart zu sammeln, sondern man verharrt einfach mit ruhigem Mental, denkt an etwas Bestimmtes oder beobachtet, was in das Bewusstsein eintritt, und setzt sich damit auseinander.

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Konzentration bedeutet, in einem bestimmten Zustand das Bewusstsein auf einen Ort oder ein Objekt zu lenken. Meditation kann weitschweifig sein, indem man zum Beispiel über das Göttliche nachdenkt, Eindrücke empfängt und beurteilt, indem man beobachtet, was in der menschlichen Natur vor sich geht, und innerlich darauf einwirkt usw..

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Konzentration bedeutet in unserem Yoga, wenn sich das Bewusstsein in einem bestimmten Zustand (zum Beispiel im Frieden) oder in einer Bewegung (zum Beispiel im Streben, im Willen oder darin, die Verbindung mit der Mutter aufzunehmen, oder ihren Namen zu benützen) festigt; Meditation dagegen ist, wenn das innere Mental die Dinge betrachtet, um das rechte Wissen zu erlangen.

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Nun zur Konzentration. Meist ist das Bewusstsein überall, es ist zerstreut und bewegt sich in allen Richtungen auf der Suche nach diesen oder jenen Gegenständen und nach Objekten mannigfacher Art. Wenn irgendetwas Dauerhaftes geschehen soll, muss als erstes dieses ganze verstreute Bewusstsein zurückgezogen und konzentriert werden. Es ist dann gleichsam dazu gezwungen, auf einen Ort oder eine Beschäftigung konzentriert zu sein, auf ein Thema oder Ziel – so, als würdest du ein Gedicht schreiben oder ein Botaniker eine Blume untersuchen. Wenn es das Denken ist, auf das man sich konzentriert, liegt der Ort gewöhnlich irgendwo im Mental, und wenn es das Gefühl ist, liegt er im Herzen. Das yogische Bewusstsein ist einfach eine Ausdehnung und Intensivierung der gleichen Sache. Es kann auf ein Objekt gerichtet sein, so als würde man sich auf einen leuchtenden Punkt konzentrieren, trāṭaka – dann muss man sich so konzentrieren, dass man nur diesen Punkt sieht, und darf keinen anderen Gedanken haben als diesen. Es kann auf eine Idee, ein Wort oder einen Namen gerichtet sein, auf die Idee des Göttlichen, die Silbe OM, den Namen Krishna oder aber auf eine Kombination von Idee und Wort oder von Idee und Namen. Darüber hinaus konzentriert man sich im Yoga auch auf einen bestimmten Ort. Es gibt die bekannte Regel, sich zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren, wo sich das Zentrum des inneren Mentals, der okkulten Schau und des Willens befindet, und von dort aus fest an das zu denken, was du zum Gegenstand deiner Konzentration machst, oder aber zu versuchen, sein Bildnis von dort zu sehen. Wenn dir dies gelingt, fühlst du nach einer Weile, dass dein gesamtes Bewusstsein auf diesen Ort konzentriert ist – natürlich nur für die betreffende Zeit. Nachdem man dies eine gewisse Zeit lang und oft wiederholt hat, wird es leicht und normal.

Ich hoffe, dies ist soweit klar. Nun, in diesem Yoga tust du das gleiche – du konzentrierst dich nicht notwendigerweise auf diesen bestimmten Ort zwischen den Augenbrauen, sondern irgendwo im Kopf oder im Zentrum der Brust, wo die Physiologen das Kardial-Zentrum festgelegt haben. Statt dich auf ein Objekt zu konzentrieren, konzentrierst du dich im Kopf auf einen Willen, auf einen Ruf nach der Herabkunft des Friedens oder – wie es manche tun – auf ein Sich-Öffnen des unsichtbaren Lides und den Anstieg des Bewusstseins nach oben. Im Herzzentrum konzentriert man sich auf ein Streben, auf ein Sich-Öffnen, auf die Gegenwart des lebendigen göttlichen Bildnisses dort, oder was immer auch das Ziel sein mag. Es kann auch das Wiederholen eines Namens sein, japa, doch auch dann muss man sich darauf konzentrieren, und der Name muss sich im Herzzentrum wiederholen.

Man kann fragen, was aus dem übrigen Bewusstsein wird, wenn diese örtliche Konzentration stattfindet. Nun, es gelangt entweder zum Schweigen wie in jeder Konzentration, oder aber, wenn dies nicht der Fall ist, können sich Gedanken oder andere Dinge umherbewegen als wären sie außerhalb, während der konzentrierte Teil nicht an ihnen teilnimmt oder sie gar nicht bemerkt. So ist es bei einer einigermaßen erfolgreichen Konzentration.

Man darf sich anfangs, solange man nicht daran gewöhnt ist, durch zu lange Konzentration nicht ermüden, denn in einem erschöpften Mental verliert sie ihre Kraft und ihren Wert. Man kann entspannen und meditieren, statt sich zu konzentrieren. Nur wenn die Konzentration zu etwas Normalem wird, kann man sie auf eine immer längere Zeit ausdehnen.

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Man kann sich auf jedes der drei Zentren konzentrieren, je nachdem, was dem Sadhak am leichtesten fällt oder die besten Ergebnisse zeitigt. Die Kraft der Konzentration im Herzzentrum besteht darin, dieses Zentrum zu öffnen und durch die Macht des Strebens, der Liebe, der bhakti und Hingabe den Schleier zu entfernen, der die Seele bedeckt und verhüllt; sie lässt die Seele oder das seelische Wesen hervortreten, damit sie Mental, Leben und Körper lenke und sie alle voll dem Göttlichen zuwende und öffne und alles beseitige, was diesem öffnen und dieser Wende entgegensteht.

Das nennt man in diesem Yoga die seelische Umwandlung. Die Macht der Konzentration über dem Kopf besteht darin, den Frieden zu bringen sowie das Schweigen, die Befreiung vom Körpergefühl und der Identifizierung mit Mental und Leben; sie öffnet den Weg für den Aufstieg des niederen Bewusstseins (mental, vital und physisch), damit es dem höheren Bewusstsein begegnen kann, und sie öffnet den Weg für die Herabkunft des höheren Bewusstseins (der spirituellen Natur) in Mental, Leben und Körper. Das nennt man in diesem Yoga die spirituelle Umwandlung. Wenn man mit dieser Bewegung beginnt, muss die Macht von oben in ihrem Herabkommen alle Zentren öffnen (einschließlich des niedersten Zentrums) und das seelische Wesen hervortreten lassen; denn solange dies nicht geschehen ist, widersetzt sich das niedrigere Bewusstsein voraussichtlich mit viel Schwierigkeiten und Kampf dem Göttlichen Wirken von oben, es vermischt sich damit oder weist es sogar zurück. Ist das seelische Wesen jedoch einmal aktiv, können dieser Kampf und diese Schwierigkeiten außerordentlich vermindert werden.

Die Macht der Konzentration zwischen den Augenbrauen besteht darin, das Zentrum dort zu öffnen und das innere Mental, die innere Schau sowie das innere oder yogische Bewusstsein mit seinen Erfahrungen und Mächten zu befreien. Von hier kann man sich auch nach oben öffnen und ebenso in den niederen Zentren wirken; die Gefahr dieser Methode besteht jedoch darin, dass man möglicherweise in seinen mentalen spirituellen Gestaltungen eingeschlossen wird und keinen Ausweg aus ihnen findet, um die freie und integrale spirituelle Erfahrung und Erkenntnis sowie die integrale Veränderung des Wesens und der menschlichen Natur zu erlangen.

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Wenn man sich auf einen Gedanken oder ein Wort konzentriert, muss man bei der grundlegenden Idee, die in dem Wort enthalten ist, verweilen und sich bemühen, das, was sie ausdrückt, zu erfühlen.

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Ich habe das Originalkapitel gerade nicht zur Hand; doch wie aus den zitierten Sätzen zu ersehen ist, scheint die essentielle mentale Idee gemeint zu sein1. In der Methode vedantischer Erkenntnis zum Beispiel konzentriert man sich auf die Idee des allgegenwärtigen Brahman – man betrachtet einen Baum oder ein anderes nahes Objekt mit der Idee, dass es Brahman ist und der Baum und das Objekt nur eine Form. Nach einer gewissen Zeit, wenn die Konzentration von der richtigen Art ist, beginnt man, sich einer Gegenwart, eines Daseins bewusst zu werden; die physische Form des Baumes wird zur Hülle, und jene Gegenwart oder jenes Dasein wird als die einzige Wirklichkeit empfunden. Die Idee schwindet dann, und an ihre Stelle tritt die direkte Schau. Es ist nicht länger notwendig, sich auf die Idee zu konzentrieren, da man mit einem tieferen Bewusstsein sieht, sa paśyati. Ich möchte hinzufügen, dass diese Konzentration auf die Idee nicht reines Denken ist, mananam – es ist ein inneres Verweilen auf dem Wesen der Idee.

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Es schadet nicht, sich manchmal im Herzen und manchmal [im Zentrum] über dem Kopf zu konzentrieren. Doch Konzentration auf einen dieser Orte bedeutet nicht, die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt zu richten; du musst vielmehr das Bewusstsein an einem dieser Orte verankern und dich von dort nicht auf den Ort, sondern auf das Göttliche konzentrieren. Dies kann mit geschlossenen Augen oder mit geöffneten Augen geschehen, was dir gerade am besten liegt.

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Du kannst dich auf die Sonne konzentrieren, doch ist es besser, sich nicht auf die Sonne, sondern auf das Göttliche zu konzentrieren.

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Die meisten Menschen verbinden Bewusstsein mit dem Gehirn oder Mental, da dies das Zentrum für intellektuelles Denken und mentale Schau ist, doch ist Bewusstsein nicht auf diese Art des Denkens oder der Schau begrenzt. Es ist überall im menschlichen System und hat verschiedene Zentren; so ist zum Beispiel das Zentrum für die innere Konzentration nicht im Gehirn, sondern im Herzen, und das Zentrum, das vitales Begehren verursacht, befindet sich noch weiter unten.

Die beiden wichtigsten Orte, an denen man das Bewusstsein für den Yoga sammelt, befinden sich im Kopf und im Herzen – das Mental-Zentrum und das Seelen-Zentrum.

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Die Konzentration im Gehirn ist immer eine tapasyā und bringt notwendigerweise Anstrengung mit sich. Erst wenn man aus dem Gehirn-Mental insgesamt herausgehoben wird, hört die Anstrengung der mentalen Konzentration auf.

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Beim Lesen oder Denken ist der rechte Platz für yogische Konzentration am Scheitelpunkt des Kopfes oder darüber.

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Die sitzende, reglose Haltung ist die natürliche Stellung für die konzentrierte Meditation – Gehen und Stehen sind aktive Zustände. Erst wenn man die dauernde Ruhe und Passivität des Bewusstseins erlangt hat, wird es leicht, sich während des Gehens oder einer Tätigkeit zu konzentrieren und zu empfangen. Ein grundlegend passiver, in sich konzentrierter Bewusstseins-Zustand ist die richtige Haltung für die Konzentration, und hierfür ist eine gesammelte Reglosigkeit des sitzenden Körpers die beste Stellung. Die Konzentration kann auch im Liegen stattfinden, doch ist diese Stellung zu passiv und führt eher zu Trägheit als zur Sammlung. Das ist der Grund, warum die Yogis immer in einer asana-Stellung sitzen. Man kann sich daran gewöhnen, während des Gehens, Stehens und Liegens zu meditieren, doch zu sitzen ist die beste natürliche Stellung.

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Es ist besser, die tiefere Konzentration zu üben, wenn du allein bist oder wenn es ruhig ist. Äußere Geräusche sollten dich nicht stören.

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Bestimmt ist es besser, nach der Meditation eine Zeitlang in einem schweigenden und gesammelten Zustand zu bleiben. Es ist ein Fehler, die Meditation leicht zu nehmen; wenn man das tut, kann man nichts empfangen oder büßt vollkommen oder zum großen Teil das Empfangene wieder ein.

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Du trittst in einen Zustand tiefer Innerlichkeit und Ruhe ein. Doch wenn du zu plötzlich in das gewöhnliche Bewusstsein zurückkehrst, ist es möglich, dass du für ganz kurze Zeit einen leichten nervlichen Schock erleidest oder Herzklopfen bekommst – so wie du es beschreibst. Es ist immer besser, einige Augenblicke lang ruhig zu bleiben, bevor man die Augen öffnet und aus dieser Innerlichkeit heraustritt.

Dein neues Gefühl über die Arbeit ist in Ordnung; es entsteht aus deiner neugewonnenen Ruhe und zeigt, dass das Bewusstsein ausgeglichener und freier wird. Faulheit ist mit Sicherheit nicht zu befürchten.

Das offene Feld, das du gesehen hast, ist das Symbol des schweigenden inneren Bewusstseins, frei, licht, klar und ruhig.

Die Dinge, die du siehst, sind zum großen Teil Anzeichen dafür, dass eine Arbeit in dir geschieht; du brauchst nicht zu befürchten, dass es sich nur um Visionen ohne Auswirkung auf das Bewusstsein handelt. Dein Bewusstsein hat sich bereits sehr verändert und dennoch ist dies nur der Anfang einer größeren Wandlung, die kommen wird.

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Deine Wahrnehmung der nach außen gerichteten Bewegungen war bestimmt keine Einbildung, es war eine echte, genaue Erkenntnis und Vision ihres Wirkens. Dich von ihnen losgelöst zu fühlen und sie zu erkennen, ist der richtige innere Zustand, um sich schließlich insgesamt von ihnen zu befreien.

Konzentration ist sehr hilfreich und notwendig; je mehr man sich konzentriert (natürlich innerhalb der Möglichkeiten des Körpers und ohne diesen anzustrengen), desto mehr wächst die Kraft des Yoga. Du musst jedoch darauf gefasst sein, dass die Meditation zuweilen nicht erfolgreich ist, und darfst dich darüber nicht aufregen – denn derartige Schwankungen in der Meditation gibt es bei jedem. Sie haben verschiedene Ursachen. Es ist meist etwas Physisches, das sich einmischt, sei es das Erfordernis des Körpers, sich Zeit zu lassen, um das, was kam oder geschah, zu assimilieren, sei es Trägheit oder Dumpfheit, die durch solche Dinge, die du erwähnst, verursacht wurden, oder anderes. Das beste ist, ruhig zu bleiben, nicht nervös zu werden oder sich bedrücken zu lassen – bis die Kraft wiederum zu wirken vermag.

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Man kann die Sadhana ausüben, ohne festgelegte Meditationsstunden zu haben.

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Zu Beginn ist auf längere Zeit die Konzentration erforderlich – man muss sich zu ihr sogar unter Umständen zwingen –, da die menschliche Natur und das Bewusstsein noch nicht bereit sind. Trotzdem ist die Konzentration umso besser, je natürlicher und ruhiger sie ist. Wenn jedoch das Bewusstsein und die Natur dann einmal so weit sind, muss die Konzentration zu jeder Zeit ohne Anstrengung spontan und leicht möglich sein. Zuletzt wird sie zum natürlichen und bleibenden Zustand des Wesens – sie ist dann nicht mehr Konzentration, sondern die gefestigte Gelassenheit der Seele im Göttlichen.

Es ist wahr, konzentriert zu sein und gleichzeitig eine äußere Arbeit zu verrichten, ist zu Beginn nicht möglich. Es wird jedoch möglich werden. Entweder teilt sich das Bewusstsein in zwei Teile, wobei der eine, innere Teil im Göttlichen ruht und der andere, äußere die äußerliche Arbeit verrichtet – oder aber, das ganze System ist derart ausgeglichen, dass die Kraft durch das passive Instrument die Arbeit tut.

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Sobald die Meditation etwas Natürliches geworden ist, wird man nicht mehr müde. Solange aber die Fähigkeit hierzu noch nicht vorhanden ist, geht es bei vielen nicht ohne eine gewisse Anstrengung, die zur Ermüdung führt.

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Wenn das Mental ermüdet, ist es natürlich schwierig, sich zu konzentrieren, es sei denn, du hättest bereits die Loslösung vom Mental vollzogen.

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Du musst dich auch vom Mental ablösen. Du musst sogar in den mentalen, vitalen und physischen Ebenen (nicht nur darüber) ein Bewusstsein fühlen, das weder das Mental noch das Leben noch der Körper ist.

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Anstrengung bedeutet angespannte Bemühung. Es gibt jedoch eine gezielte Tätigkeit ohne Spannung und Anstrengung.

Anspannung und Konzentration sind nicht das gleiche. Anspannung bezieht Übereifer mit ein, eine gewaltsame Bemühung, während die Konzentration ihrem Wesen nach ruhig und stetig ist. Sobald Rastlosigkeit oder Übereifer vorhanden sind, ist es keine Konzentration.

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Deine persönlichen Bemühungen, die ohne Führung waren, brachten dich in Schwierigkeiten und in einen erhitzten Zustand, in dem du nicht mehr meditieren konntest usw.. Ich forderte dich auf, die Bemühung fallen zu lassen und ruhig zu bleiben, was du befolgt hast. Es war meine Absicht, solange du ruhig bist, das Wirken der Kraft der Mutter in dir zu ermöglichen, einen besseren Ausgangspunkt zu finden sowie eine Reihe von initiierenden Erfahrungen auszulösen. Das war es, was sich anbahnen wollte; wenn aber dein Mental wiederum aktiv wird und versucht, sich die Sadhana selbst einzurichten, werden wahrscheinlich Störungen auftreten. Die Göttliche Führung wirkt am besten, wenn die Seele offen ist und sich im Vordergrund befindet (die deine war im Begriff, sich zu öffnen); sie kann aber auch wirken, wenn der Sadhak sich dessen nicht einmal bewusst ist oder aber dieses Wirken lediglich an seinen Ergebnissen erkennt. Was den nirvikalpa samādhi-Zustand [vollkommene Trance] anbelangt, so ist er, selbst wenn man ihn will, erst nach einer langen Sadhana in einem dafür vorbereiteten Bewusstsein möglich – es hat keinen Zweck daran zu denken, solange das innere Bewusstsein sich eben erst der yogischen Erfahrung zu öffnen beginnt.

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Wenn es sich bei der Schwierigkeit in der Meditation darum handelt, dass Gedanken aller Art eindringen, so sind nicht die feindlichen Kräfte daran schuld, sondern die übliche Natur des menschlichen Mentals. Alle Sadhaks haben diese Schwierigkeiten, und bei vielen halten sie sehr lange Zeit an. Es gibt verschiedene Wege, sich davon zu befreien. Einer davon ist, die Gedanken zu betrachten und mit ihrer Hilfe die Natur des menschlichen Mentals, die sie aufzeigen, zu beobachten, ihnen aber nicht zuzustimmen, sondern sie ablaufen zu lassen, bis sie zum Stillstand kommen – das ist der Weg, den Vivekananda in seinem Rajayoga empfiehlt. Ein anderer ist, die Gedanken nicht als die eigenen anzusehen, sondern als der beobachtende puruṣa zurückzustehen und die Zustimmung zu verweigern – Gedanken werden als von außen kommende Dinge betrachtet, als von der prakṛti kommend, und sie müssen wie Passanten behandelt werden, die den Mental-Raum durchkreuzen, mit denen man aber keine Verbindung und an denen man kein Interesse hat. Meist teilt sich nach einer gewissen Zeit das Mental in zwei Hälften; die eine Hälfte ist der mentale Zeuge, der vollkommen ungestört und ruhig beobachtet, und die andere Hälfte, das Ziel dieser Beobachtung, ist der prakṛti-Teil, durch welchen die Gedanken ziehen oder wandern. Daraufhin kann man dazu übergehen, den prakṛti-Teil ebenfalls zum Schweigen zu bringen oder zu beruhigen. Es gibt noch eine dritte, eine aktive Methode: sie besteht darin, dass man sich bemüht zu sehen, woher die Gedanken stammen, wobei man feststellt, dass sie nicht von einem selbst, sondern gleichsam von außerhalb des Kopfes kommen; sobald man wahrnimmt, dass sie sich nähern, müssen sie, vor ihrem Eindringen, insgesamt abgewiesen werden. Dies ist sicher die schwierigste Methode, und nicht alle können sie anwenden. Wenn sie jedoch durchgeführt werden kann, ist es der kürzeste und machtvollste Weg zum Schweigen.

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Das Mental ist immer aktiv, doch erkennen wir nicht voll, was es tut, sondern lassen uns in einem Strom fortwährenden Denkens forttragen. Sobald wir versuchen, uns zu konzentrieren, wird uns dieser Strom eigenständigen mechanischen Denkens deutlich. Es ist das erste übliche Hindernis (das andere ist der Schlaf während der Meditation) gegen die Bemühung im Yoga.

Das beste ist, wenn du erkennst, dass dieser Gedankenstrom nicht du selbst bist, dass nicht du denkst, sondern dass das Denken im Mental stattfindet. Die prakṛti mit ihrer Gedanken-Energie rührt diesen ganzen Denk-Wirbel in dir auf und erlegt ihn dem puruṣa auf. Du, der puruṣa, musst als der Betrachtende, der das Geschehen beobachtet, zurückstehen und es ablehnen, dich damit zu identifizieren. Das nächste ist, eine Kontrolle auszuüben und die Gedanken zurückzuweisen; manchmal fällt durch diesen Akt der Loslösung die Denkgewohnheit von einem ab oder vermindert sich während der Meditation, und es tritt ein ausreichendes Schweigen oder jedenfalls eine Art Ruhe ein, die es einem leicht macht, die aufkommenden Gedanken zurückzuweisen und an dem Objekt der Meditation festzuhalten. Wird man sich der Gedanken als von außerhalb, von der universalen Natur kommend bewusst, dann kann man sie hinausstoßen, bevor sie das Mental erreichen, und auf diese Weise gelangt das Mental schließlich zum Schweigen. Wenn keines dieser Dinge geschieht, wird ein beharrliches üben und eine beharrliche Zurückweisung notwendig – es sollte kein Kampf, kein Ringen mit dem Denken stattfinden, sondern nur eine ruhige Selbstablösung und Zurückweisung. Der Erfolg kommt nicht gleich, doch wenn die Zustimmung immerfort verweigert wird, verebbt der mechanische Wirbel schließlich und beginnt abzusterben; man kann dann nach Wunsch zu einer inneren Stille oder einem inneren Schweigen gelangen.

Es sei bemerkt, dass das Ergebnis yogischer Vorgänge, außer in seltenen Fällen, kein unmittelbares ist, und man bedarf eines geduldigen Willens, bis sie ein Ergebnis zeitigen; wenn viel Widerstand in der äußeren Natur vorhanden ist, dauert es manchmal lange Zeit.

Wie willst du dein Mental auf das höhere Selbst richten können, solange du kein Bewusstsein oder keine Erfahrung davon hast? Du kannst dich nur auf die Idee des Selbstes konzentrieren oder aber auf die Idee des Göttlichen oder der Göttlichen Mutter, auf ein Bildnis oder auf das Gefühl der Weihung, das die Gegenwart in das Herz ruft, oder auf die Kraft, damit sie im Mental und Herzen und Körper dahingehend wirke, das Bewusstsein zu befreien und die Selbstverwirklichung herbeizuführen. Wenn du dich auf die Idee des Selbstes konzentrierst, muss es mit der Vorstellung geschehen, dass das Selbst etwas vom Mental und seinen Gedanken Verschiedenes ist, verschieden vom Vital und seinen Gefühlen, vom Körper und seinem Tun, etwas, das von all dem zurücksteht, etwas, das du lernen kannst, konkret als Dasein-Bewusstsein zu fühlen – von all dem getrennt und dennoch all dies frei durchdringend, ohne darin verstrickt zu sein.

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Wenn du versuchst, alles anzuwenden, was du liest, wird es für deine Neu-Anfänge kein Ende geben. Man kann aufhören zu denken, indem man die Gedanken zurückweist und sich im Schweigen entdeckt. Man kann dies auch erreichen, indem man die Gedanken ablaufen lässt und von ihnen zurücksteht. Es gibt noch eine Anzahl anderer Wege. Der, von dem in X‘s Buch die Rede ist, scheint mir die Advaita-jñānī-Methode zu sein, in der man sich vom Körper, Vital und Mental ablöst mit Hilfe von viveka, der Unterscheidung: “Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht das Leben, ich bin nicht das Mental”, bis man zum Selbst gelangt, das von Mental, Leben und Körper getrennt ist. Auch das ist ein Weg. Es gibt ebenfalls die Trennung des puruṣa von der prakṛti, bis man allein zum Betrachter wird und sich als das betrachtende Bewusstsein von allen Tätigkeiten getrennt fühlt. Es gibt noch andere Methoden.

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Die Methode, das Mental zu sammeln, ist nicht einfach. Es ist besser, es zu beobachten und sich von den Gedanken zu trennen, bis man einen stillen, inneren Raum wahrnimmt, in den sie von außen eindringen.

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Was das Stimmengewirr des physischen Mentals anbelangt, so weise es ruhig zurück, ohne dich belästigen zu lassen, bis es entmutigt ist, sich kopfschüttelnd zurückzieht und sagt: “Dieser Kerl ist zu ruhig und stark für mich”. Zwei Dinge erheben sich stets und können das Schweigen angreifen – vitale Beeinflussungen und die mechanischen Wiederholungen des physischen Mentals. Das Heilmittel für beide ist ruhige Zurückweisung. Es gibt einen inneren puruṣa, der der menschlichen Natur diktieren kann, was sie annehmen oder ausschließen soll und sein Wille ist ein starker und ruhiger Wille; wenn man sich von den Schwierigkeiten verwirren oder erregen lässt, kann der Wille des puruṣa nicht erfolgreich wirken.

Die dynamische Verwirklichung wird vermutlich dann stattfinden, wenn das höhere Bewusstsein voll in das Mental herabkommt. Sobald es in das Mental kommt, bringt es den Frieden des puruṣa und die Befreiung, und es kann ebenfalls Wissen bringen. Sobald es dann in das Vital kommt, wird die dynamische Verwirklichung gegenwärtig und lebendig.

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Sich von der Aktivität des mechanischen Mentals abzulösen, ist das erste Erfordernis; dann werden Ruhe und Friede des Mentals durch diese Aktivität nicht mehr gestört. Wenn Friede und Schweigen immerfort herabkommen, werden sie gewöhnlich so intensiv, dass sie auch das physische Mental nach einer Zeit ergreifen.

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Das aktive Mental wurde ruhiger, und damit wurden die Bewegungen des mechanischen Mentals deutlicher – das ist häufig der Fall. Man muss sich von diesen Bewegungen ablösen und sich konzentrieren, ohne ihnen weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken. Dann werden sie wahrscheinlich ruhig oder verschwinden.

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Die Natur des mechanischen Mentals und nicht eine Empfindsamkeit in ihm ist schuld daran. Da die anderen Teile des Mentals aber stiller und kontrollierter sind, wird diese Aktivität sichtbarer und nimmt mehr Raum ein. Sie erschöpft sich gewöhnlich von selbst, wenn man sie fortwährend zurückweist.

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Wahrscheinlich schenkst du ihnen zuviel Aufmerksamkeit (den Gedanken des mechanischen Mentals). Es ist durchaus möglich, sich zu konzentrieren und die mechanische Aktivität unbemerkt vorbeiziehen zu lassen.

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Ich weiß nicht recht, was ich zu deinem Vorschlag sagen soll. Aufgrund der alten Gewohnheit des mentalen Bewusstseins empfängt dieses natürlich weiterhin die Gedanken von außerhalb, trotz der Ermüdung, die damit verbunden ist – nicht weil es sie will, sondern weil sie daran gewöhnt sind zu kommen und das Mental sie automatisch einlässt und gewohnheitsmäßig auf sie hört. Das ist eine der Hauptschwierigkeiten im Yoga, sobald die Erfahrungen begonnen haben und das Mental immer konzentriert oder ruhig sein will. Manche tun das, was du vorschlägst, und haben nach einer Weile ihr Mental völlig beruhigt, oder es kommt das Schweigen herab und übernimmt dies. Häufig jedoch werden bei dem Versuch die Gedanken sehr aktiv und widersetzen sich diesem Vorgang, der zur Ruhe führen soll – und das wird dann sehr mühsam. Daher ziehen es viele vor, langsam vorzugehen und das Mental nach und nach zu beruhigen, wobei die Ruhe sich allmählich ausbreitet und immer länger verweilt, bis die unerwünschten Gedanken wegfallen oder sich zurückziehen und das Mental für das Wissen von innen und oben bereit ist.

Du könntest es versuchen und zusehen, was daraus wird: wenn die Gedanken dich zu sehr angreifen und beunruhigen, solltest du damit aufhören; wenn das Mental sich rasch oder mehr und mehr beruhigt, dann fahre damit fort.

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Je mehr sich die Seele in das äußere Wesen ausbreitet, desto mehr gelangen all diese Dinge zur Ruhe (die mechanischen Tätigkeiten des unterbewussten Mentals). Das ist der beste Weg. Die direkten Bemühungen, das Mental zu beruhigen, sind schwierig.

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Die beste Hilfe für die Konzentration ist, die Ruhe und den Frieden der Mutter in deinem Mental zu empfangen. Sie sind immer über dir – doch müssen sich das Mental und seine Zentren ihnen öffnen. Das ist es, was die Mutter in der Abendmeditation versucht, dir zu vermitteln.

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cit ist reines Bewusstsein wie in Sat-Chit-Ananda.

citta ist die Substanz des vermischten mental-vital-physischen Bewusstseins, aus dem sich die Bewegungen des Denkens, des Gefühls, der Erregung, des Impulses usw. erheben. Im System des Patanjali müssen diese völlig zur Ruhe gebracht werden, damit das Bewusstsein reglos wird und in den samādhi-Zustand eintreten kann.

Unser Yoga hat eine andere Aufgabe. Die Bewegungen des gewöhnlichen Bewusstseins müssen beruhigt werden, und in diese Ruhe ist ein höheres Bewusstsein mit seinen Mächten herabzubringen, das die menschliche Natur umwandelt.

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Wenn du die Bewusstseinswellen, cittavṛtti, unterdrückst, werden die Bewegungen des citta insgesamt aufhören; alles wird reglos werden, bis du diese Unterdrückung aufhebst; oder aber, das citta wird derart reglos, dass es nichts anderes mehr gibt als diese Reglosigkeit.

Wenn du sie beruhigst, wird das citta still werden, und welche Bewegungen auch immer vorhanden sind, sie werden diese Stille nicht stören.

Gelingt dir hingegen die Kontrolle und Meisterung, dann wird das citta deinem Willen entsprechend entweder reglos oder aktiv sein. Seine Aktivität wird derart sein, dass das, von dem du dich befreien willst, verschwindet und nur das kommt, was du als wahr und nützlich anerkennst.

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In das Schweigen einzutreten, ist nicht einfach. Es ist nur dann möglich, wenn man alle mental-vitalen Tätigkeiten hinausstößt. Leichter ist es, das Schweigen in dich herabkommen zu lassen, das heißt, dich zu öffnen und es herabkommen zu lassen. Dieser Weg und der Weg, die höheren Mächte herabzurufen, sind gleich. Sie bestehen darin, während der Zeit der Meditation ruhig zu bleiben, nicht mit dem Mental zu kämpfen oder mentale Anstrengungen zu machen, um die Macht oder das Schweigen herabzuziehen, sondern allein einen schweigenden Willen, ein schweigendes Streben zu bewahren. Man muss lernen, das Mental, wenn es aktiv ist, zu betrachten, zurückgezogen und von innen keine Zustimmung erteilend, bis seine gewohnheitsmäßigen oder mechanischen Tätigkeiten aus Mangel an innerer Unterstützung ruhig zu werden beginnen. Ist die Aktivität zu hartnäckig, dann hilft nur noch eine ständige Zurückweisung ohne Anstrengung oder Kampf.

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Wir wollen nichts übertreiben. Es ist nicht so sehr eine Frage, sich von der mentalen Aktivität zu befreien, als vielmehr sie in die richtigen Bahnen zu lenken... Was überwunden und gewandelt werden muss, ist der intellektuelle Verstand, der die Dinge nur von außen mit Hilfe von Analyse und Schlussfolgerung erkennt – oder indem er einen flüchtigen Blick auf sie wirft und sagt: “so ist es” oder “so ist es nicht”. Das aber kann erst dann geschehen, wenn die alte mentale Aktivität etwas beruhigt wurde. Ein ruhiges Mental lässt sich nicht in seine Gedanken verwickeln oder von ihnen fortreißen; es steht zurück, löst sich ab, lässt sie vorüberziehen, ohne sich mit ihnen zu identifizieren oder sie zu seinen eigenen zu machen. Es wird zum betrachtenden Mental, das, wenn notwendig, die Gedanken beobachtet, aber dennoch in der Lage ist, sich von ihnen abzuwenden, um von innen und oben zu empfangen. Schweigen ist gut, doch absolutes Schweigen ist nicht unerlässlich, zumindest in diesem Stadium. Ich glaube nicht, dass es sehr vernünftig ist, mit dem Mental zu ringen, um es zu beruhigen; gewöhnlich geht das Mental aus diesem Spiel als Sieger hervor. Der leichtere Weg ist, zurückzustehen, sich loszulösen, die Fähigkeit zu erlangen, auf etwas anderes zu hören als die Gedanken des äußeren Mentals. Zur gleichen Zeit kann man nach oben blicken, sich gleichsam vorstellen, dass die Kraft sich unmittelbar über einem befindet und sie herabrufen oder ruhig ihre Hilfe erwarten. Das tun die meisten Menschen, bis das Mental langsam von selbst zur Ruhe oder zum Schweigen gelangt oder aber das Schweigen von oben herabzukommen beginnt. Es ist jedoch wichtig, der Niedergeschlagenheit oder Verzweiflung nicht stattzugeben, auch wenn sich kein unmittelbarer Erfolg einstellt; das kann die Dinge nur erschweren und jeden sich vorbereitenden Fortschritt aufhalten.

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Das schweigende Mental ist ein Ergebnis des Yoga. Das gewöhnliche Mental ist nie schweigend... Denker und Philosophen haben nicht das schweigende, sondern das aktive Mental; sie verfügen hingegen über die Fähigkeit der Konzentration, und daher hören die gewöhnlichen, unzusammenhängenden Gedanken auf, und die Gedanken, die sich erheben oder eintreten und sich formen, sind zusammenhängend auf den jeweiligen Gegenstand oder die jeweilige Tätigkeit gerichtet. Dies ist aber etwas völlig anderes als ein Mental, welches das Schweigen erlangt hat.

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Das Mental, wenn es nicht meditiert oder sich nicht in vollkommenem Schweigen befindet, ist immer mit der einen oder anderen Sache beschäftigt – mit seinen Ideen oder Wünschen, mit anderen Menschen oder Dingen, mit Gesprächen usw..

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Das wird nicht Meditation genannt – es ist vielmehr ein geteilter Zustand des Bewusstseins; solange das Bewusstsein nicht wirklich ganz tief gesammelt ist und die Oberflächengedanken nur Dinge sind, die darüber hinwegkreuzen, es berühren und vorüberziehen, kann es schwerlich Meditation genannt werden (dhyāna). Ich verstehe nicht, wie das innere Wesen vertieft sein kann, während ganze Gedankengänge und Vorstellungen einer anderen Art im Oberflächenbewusstsein umherstreifen. Man kann sich ablösen und Gedanken und Vorstellungen vorüberziehen lassen, ohne von ihnen berührt zu werden, doch nennt man das nicht, in eine Meditation eingetaucht oder versunken zu sein.

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Es versteht sich eigentlich von selbst, dass zuerst ein Zustand der Ruhe und des Friedens eintreten sollte, bevor du beginnst dich zu konzentrieren. Wichtig ist, dass dieser Zustand vorhanden ist, wann immer du dich konzentrierst, und dass auch der Druck hierfür immer vorhanden ist. Manchmal besteht das Ergebnis aber nur aus einer gewissen mentalen Ruhe und dem Freisein vom Denken. Später, sobald der Zustand des Friedens im inneren Wesen ziemlich gefestigt ist – denn es ist das innere Wesen, in das du eintrittst, wann immer du dich konzentrierst –, beginnt dieses hervorzutreten und das äußere Wesen zu kontrollieren, so dass Ruhe und Frieden selbst während der Arbeit erhalten bleiben oder wenn du mit anderen zusammen bist oder sprichst oder dich anderswie beschäftigst. Denn dann fühlt man das innere Wesen ruhig zuinnerst, was immer auch das äußere Bewusstsein tut – tatsächlich fühlt man das innere Wesen als sein eigenes wirkliches Selbst, während das äußere etwas Oberflächliches ist, durch welches das innere auf das Leben einwirkt.

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Die Entspannung und der Friede werden sehr tief und weit innen gefühlt, denn sie sind in der Seele, und die Seele ist sehr tief in uns und vom Mental und Vital verdeckt. Wenn du meditierst, öffnest du dich der Seele, wirst dir des Seelenbewusstseins tief innen bewusst und fühlst diese Dinge. Damit diese Entspannung, dieser Friede und dieses Glück stark und beständig und im ganzen Wesen und Körper empfunden werden, musst du noch tiefer nach innen gehen und die volle Kraft der Seele in das Physische bringen. Dies geschieht am leichtesten durch regelmäßige Konzentration und Meditation mit dem Streben nach diesem wahren Bewusstsein. Es kann ebenfalls durch Arbeit geschehen, durch Hingebung, indem man die Arbeit allein für das Göttliche tut, ohne an sich zu denken, und immer die Vorstellung im Herzen bewahrt, dass man sich der Mutter weiht. Dies auf vollkommene Weise zu tun, ist jedoch nicht einfach.

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Wenn man während der höheren Meditation oder beim Verweilen über sich Dumpfheit empfindet, ohne jede Befriedigung oder Frieden in der Sadhana zu finden, kann ich mir nur zwei Gründe vorstellen – Ego oder Trägheit.

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Es ist durchaus natürlich, dass man meditieren will, wenn man yogische Literatur liest – das ist nicht Faulheit. Die Faulheit des Mentals besteht darin, nicht zu meditieren, wenn das Bewusstsein den Wunsch danach hat.

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Es stimmt, man kann sich nicht konzentrieren und kann auch nicht meditieren, solange noch Dunkelheit oder Trägheit vorhanden sind. Es ist nur möglich, wenn im inneren Wesen der beharrliche Wille danach vorhanden ist.

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Wenn man zu meditieren versucht, besteht ein Druck, sich nach innen zu wenden, das [äußere] Wachbewusstsein zu verlieren und innerlich, in einem tief inneren Bewusstsein zu wachen. Zunächst aber verwechselt dies das Mental mit dem Druck, in Schlaf zu fallen, da der Schlaf die einzige Art inneren Bewusstseins ist, die es kennt. Daher ist im Yoga der Meditation der Schlaf oft ein erstes Hindernis; wenn man aber durchhält, verändert sich der Schlaf allmählich in einen inneren, bewussten Zustand.

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Auf diese Weise kommt der Schlaf, wenn man zu meditieren versucht. Man muss ihn bekämpfen, wo es möglich ist, indem man ihn in einen bewussten inneren oder nach innen gewandten Zustand wandelt – wo es nicht möglich ist, indem man, bereit zu empfangen, ruhig und konzentriert (und ohne Anstrengung) wach bleibt.

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Nein, es ist kein Schlaf. Wenn aber durch den Druck die Neigung zu einer Inwendigkeit (samādhi) entsteht, wird dies vom physischen Wesen als eine Art von Schläfrigkeit gedeutet, da es nicht daran gewöhnt ist, außer im Schlaf, sich nach innen zu wenden.

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Wahrscheinlich wendest du dich in einer Art samādhi nach innen, wo du aber noch nicht bewusst bist (daher die Vorstellung des Schlafes). X schläft nicht, doch wenn er nach innen gewandt ist, hat er keine Kontrolle über seinen Körper. Viele Yogis haben diese Schwierigkeit und benützen eine Vorrichtung, die unter das Kinn gelegt wird, um während dieser nach innen gerichteten Konzentration den Kopf und damit auch den Körper aufrechtzuerhalten.

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II. Der Samadhi-Zustand

Im samādhi-Zustand werden das innere Mental, Vital und Physische vom äußeren getrennt und nicht länger von diesen verdeckt – daher können sie voll zu inneren Erfahrungen gelangen. Das äußere Mental ist entweder reglos oder spiegelt in gewisser Weise die Erfahrung oder nimmt an ihr teil. Im zentralen Bewusstsein, das von jeder Mentalität getrennt ist, würde eine vollkommene Trance stattfinden, ohne irgendwelche aufgezeichneten Erfahrungen.

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nirvikalpa samādhi ist gemäß der Überlieferung eine Trance, aus der man nicht erweckt werden kann, nicht einmal durch Feuer oder Brand, das heißt eine Trance, in der man den Körper vollkommen verlassen hat. Wissenschaftlicher ausgedrückt ist es eine Trance, in der es keine Gestaltung oder Bewegung des Bewusstseins gibt und man sich in einen Zustand verliert, aus dem man keinen Bericht zurückbringen kann – außer, dass man sich in Seligkeit befand. Es ist eine vollständige Absorption im suṣupti– oder turīya-Zustand.

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nirvikalpa samādhi” bedeutet genaugenommen eine vollständige Trance, in der es keinen Gedanken und keine Bewegung des Bewusstseins gibt, keine Wahrnehmung, weder von inneren noch von äußeren Dingen – alles ist von einem überkosmischen Jenseits aufgesogen. Hier kann dies jedoch nicht gemeint sein – was vermutlich gemeint ist, ist eine Trance in einem Bewusstsein jenseits des Mentals.

Zu zerbrechen und wieder aufzubauen, ist für die Wandlung häufig notwendig; doch wenn man einmal das grundlegende Bewusstsein gefestigt hat, besteht keine Ursache, es voller Sorge und Beunruhigung zu tun – es kann ruhig geschehen. Der Widerstand der niederen Teile ist es, der Kummer und Unruhe bringt.

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Das Eintauchen im saccidānanda ist ein Zustand, den man im Wachen ohne samādhi erlangen kann – eine Auflösung kann allein nach dem Verlust des Körpers stattfinden unter der Bedingung, dass man den höchsten Zustand erreicht hat und nicht zurückkehren will, um der Welt zu helfen.

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Es hängt von der Natur deines physischen Bewusstseins ab. Wenn die Herabkunft des Bewusstseins in den Körper stattfindet, nimmt man ein feines, physisches Bewusstsein wahr, was auch im samādhi-Zustand bestehen bleiben kann – man ist sich scheinbar des Körpers bewusst, doch ist es in Wirklichkeit der feine Körper und nicht das äußere Physische. Man kann sich aber auch tief nach innen wenden und sich dennoch des physischen Körpers und der eigenen Einwirkung auf ihn bewusst sein, nicht aber der äußeren Dinge. Und schließlich kann man in tiefe Konzentration versunken sein und dennoch deutlich den Körper und die Herabkunft der Kraft in ihn wahrnehmen. Dieses letztere ist von dem Bewusstsein äußerer Dinge begleitet, obwohl man ihnen möglicherweise keine Aufmerksamkeit schenkt. Es wird gewöhnlich nicht samādhi genannt, denn es ist eine Art Wach-samādhi. Alle Zustände vom tiefen samādhi der vollständigen Trance bis zum Wirken der Kraft im voll wachen Bewusstsein haben in diesem Yoga ihren Platz; man braucht nicht immer auf vollständiger Trance zu bestehen, denn auch andere [Zustände] sind wichtig, und ohne sie kann die vollständige Wandlung nicht stattfinden.

Es ist gut, dass das höhere Bewusstsein und seine Mächte in die Teile unterhalb des Kopfes und Herzens herabkommen. Es ist absolut notwendig für die Umwandlung, da sich das niedere Vital und der Körper ebenfalls in den Stoff des höheren Bewusstseins wandeln müssen.

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Der Grund, weshalb du dich nach der Meditation an nichts erinnerst, ist, dass die Erfahrung im inneren Wesen stattfindet und das äußere Bewusstsein nicht bereit ist, sie zu empfangen. Früher fand deine Sadhana hauptsächlich auf der vitalen Ebene statt, die häufig die erste ist, die sich öffnet; die Verbindung dieser Vital-Ebene mit dem Körperbewusstsein ist leicht herzustellen, da sie näher beieinander sind. Nun scheint sich die Sadhana nach innen, in das seelische Wesen gewandt zu haben. Dies ist ein großer Fortschritt, und du brauchst dir wegen der gegenwärtig fehlenden Verbindung zum äußeren Bewusstsein keine Sorgen zu machen. Die Arbeit geht trotzdem weiter, und wahrscheinlich ist es notwendig, dass es jetzt so ist. Wenn du stets die richtige Haltung bewahrst, wird sie später in das äußere Bewusstsein herabkommen.

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Die mittlere Trance ist von anderer Art – man kommt mit saccidānanda nicht in Berührung, sondern mit den Wesen der niederen vitalen Ebene. Man muss eine gewisse Sadhana getan haben, um die Macht zu entwickeln, in diese höhere Art Trance einzutreten. Was die Läuterung anbelangt, so ist eine vollkommene Läuterung nicht notwendig, doch muss sich irgendein Teil des Wesens höheren Dingen zugewandt haben.

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Das Wort “Trance” wird im Englischen nur für die tieferen Arten des samādhi-Zustandes gebraucht; da es aber kein anderes Wort gibt, müssen wir es für alle Arten gebrauchen.

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Der samādhi-Zustand ist nicht etwas, vor dem man sich zu hüten hätte – er muss nur mehr und mehr bewusst gemacht werden.

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Um mit dem Göttlichen in Fühlung zu sein, braucht man sich nicht im samādhi-Zustand zu befinden.

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Im Gegenteil, diese Verwirklichung muss im Wachzustand stattfinden und anhalten, um eine Wirklichkeit im Leben zu sein. Wenn sie nur in der Trance erfahren würde, wäre sie ein überbewusster Zustand, der zwar für irgendeinen inneren Teil des Wesens wahr ist, doch ohne Wirklichkeit für das gesamte Bewusstsein. Erfahrungen in der Trance haben ihren Wert, um das Wesen zu öffnen und vorzubereiten, doch nur wenn die Verwirklichung im Wachzustand anhält, ist sie tatsächlich gefestigt. Daher wird in diesem Yoga so großer Wert auf eine Verwirklichung und Erfahrung im Wachzustand gelegt.

In einem ruhigen, sich immer mehr weitenden Bewusstsein zu arbeiten, ist Sadhana und siddhi zugleich.

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Die Erfahrung, die du hattest, ist natürlich die Wende des Bewusstseins nach innen, welche meist Trance oder samādhi genannt wird. Das Wichtigste hierbei ist jedoch, dass das Schweigen des Mentals und Vitals auch voll auf den Körper ausgedehnt wird. Die Fähigkeit, Schweigen und Frieden zu erlangen, ist ein höchst bedeutender Schritt in der Sadhana. Er erfolgt zuerst in der Meditation und kann das Bewusstsein nach innen wenden und in Trance versetzen; dann aber hat er im Wachzustand zu geschehen und sich als beständige Grundlage für alles Leben und Tun zu festigen. Er ist die Voraussetzung für die Verwirklichung des Selbstes und die spirituelle Umwandlung der Natur.

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Ja, alle Stadien der höheren Verwirklichung können selbst in voller Tätigkeit erlangt werden. Die Trance ist nicht wesentlich – sie kann benutzt werden, als solche aber nicht zur Veränderung des Bewusstseins führen, die unser Ziel ist; denn sie verhilft lediglich zu einer inneren subjektiven Erfahrung, die im äußeren Bewusstsein nichts zu verändern braucht. Es gibt zahlreiche Beispiele von Sadhaks, die große Erfahrungen in der Trance hatten, während ihr äußeres Wesen unverändert blieb. Daher ist es notwendig, das Erfahrene hervortreten zu lassen und es zu einer Macht der Umwandlung sowohl des inneren als auch des äußeren Wesens zu machen. Dies kann jedoch im Wachbewusstsein geschehen, ohne dass man in den samādhi-Zustand eintritt. Konzentration ist natürlich unerlässlich.

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Es gibt zwei verschiedene Zustände: den des Bewusstseins in der Konzentration und den in der Entspannung – der letztere ist der des gewöhnlichen Bewusstseins (gewöhnlich für den Sadhak, nicht aber für den durchschnittlichen Menschen); das erstere wird durch den tapas der Konzentration in der Sadhana erlangt. Es ist leicht für den Sadhak, der so weit gekommen ist, von dort in den reglosen puruṣa, akṣara, und die betrachtende Erfahrung einzutreten. Er kann sich auch [in seinem inneren Wesen] konzentrieren und die hauptsächlichen Teile des Wesens vereinen, obgleich dies schwieriger ist – denn eine Entspannung dort bringt ihn zum entspannten gewöhnlichen Bewusstsein zurück. Erst wenn das in der Sadhana Gewonnene für das gewöhnliche Bewusstsein etwas Normales wird, ist dies vermeidbar. In dem Maße wie dies geschieht, wird es möglich, die Wahrheit nicht nur subjektiv zu erfahren, sondern auch im Tun zu manifestieren.

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Das höhere Bewusstsein ist ein konzentriertes Bewusstsein, konzentriert im Göttlichen Einssein und in der Ausarbeitung des Göttlichen Willens, nicht verstreut und dieser oder jener mentalen Idee oder einem vitalen Begehren oder physischen Erfordernis nachjagend wie das gewöhnliche menschliche Bewusstsein – und gleichfalls nicht überflutet von hundert zufälligen Gedanken, Gefühlen und Impulsen, sondern Meister seiner selbst, zentriert und harmonisch.

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III. Japa und Mantra

japa [die Wiederholung eines mantra oder eines der Namen Gottes] ist gewöhnlich nur unter einer von zwei Voraussetzungen erfolgreich – wenn es mit dem Gefühl seiner Bedeutung gebraucht wird, wenn das Mental bei der Natur, der Macht, der Schönheit, dem Reiz der Gottheit verweilt, die das japa bezeichnen und ins Bewusstsein bringen soll – das ist der mentale Weg; oder wenn es vom Herzen aufsteigt oder in ihm klingt mit einem bestimmten Sinn oder Gefühl der bhakti, die es lebendig macht – das ist der emotionale Weg. Es muss entweder vom Mental oder Vital unterstützt oder erhalten werden. Doch wenn es das Mental trocken und das Vital rastlos macht, so ist es ein Zeichen, dass ihm diese Unterstützung und Erhaltung fehlt. Es gibt natürlich einen dritten Weg, nämlich sich auf die Macht des mantra oder Namens als solchen zu verlassen; dann aber muss man damit fortfahren, bis diese Macht ihre Vibration hinreichend dem inneren Wesen aufgeprägt hat, um es in einem bestimmten Augenblick plötzlich der Gegenwart oder der Berührung zu öffnen. Wenn man aber darum ringt oder auf dem Erfolg beharrt, wird diese Wirkung verzögert, die eine ruhige Empfangsbereitschaft erfordert. Daher bestand ich so sehr auf mentaler Ruhe und auf nicht zuviel Anstrengung oder Bemühung, um der Seele und dem Mental Zeit zu lassen, die notwendige Voraussetzung für die Aufnahmebereitschaft zu entwickeln, – eine Aufnahmebereitschaft, die so natürlich ist, als würde man eine Inspiration für Dichtung und Musik empfangen. Daher will ich auch nicht, dass du dein Dichten aufgibst – es hilft, behindert die Vorbereitung nicht und fördert sogar die rechte Empfangsbereitschaft, um die bhakti hervortreten zu lassen, die sich im inneren Wesen befindet. Die gesamte Energie in japa oder der Meditation zu verbrauchen, ist eine Anstrengung, die selbst von jenen als schwierig empfunden wird, die daran gewöhnt sind, erfolgreich zu meditieren – ausgenommen in Zeiten, in denen ein ununterbrochener Strom von Erfahrungen von oben stattfindet.

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OM ist das mantra, das ausdrucksvolle Klang-Symbol des Brahman-Bewusstseins in seinen vier Bereichen von der turīya bis zur äußeren oder stofflichen Ebene. Die Aufgabe eines mantra ist, Schwingungen im inneren Bewusstsein zu erzeugen, die es für die Verwirklichung dessen vorbereiten, was das mantra symbolisiert und tatsächlich in sich birgt. Das mantra OM sollte daher zum Sich-Öffnen des Bewusstseins für das Sehen und Fühlen des Einen Bewusstseins in allen stofflichen Dingen führen – im inneren Wesen und in überphysischen Welten sowie auf der Kausal-Ebene darüber, die für uns noch überbewusst ist – und schließlich zu der höchsten befreiten Transzendenz über allem kosmischen Dasein. Letzteres ist gewöhnlich das Hauptanliegen derjenigen, die das mantra gebrauchen.

In diesem Yoga gibt es kein festgelegtes mantra, und es wird auch kein Wert auf mantras gelegt – der Sadhak kann jedoch ein solches anwenden, wenn oder solange er es hilfreich findet. Das Schwergewicht liegt hier vielmehr auf einem Streben im Bewusstsein und einer Konzentration des Mentals, Herzens und Willens im ganzen Wesen. Wenn hierfür ein mantra als förderlich empfunden wird, kann man es anwenden. OM, in der richtigen Weise angewandt (nicht mechanisch), kann durchaus sowohl das Sich-Öffnen nach oben und außen (in das kosmische Bewusstsein) als auch die Herabkunft fördern.

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In der Regel ist das einzige mantra, das in dieser Sadhana benützt wird, [der Name] der Mutter oder mein Name und derjenige der Mutter. Die Konzentration im Herzen und die Konzentration im Kopf können beide angewendet werden – jede hat ihr eigenes Ergebnis. Erstere öffnet das seelische Wesen und bringt bhakti, Liebe und die Einung mit der Mutter, ihre Gegenwart im Herzen und das Wirken ihrer Kraft in der menschlichen Natur. Letztere öffnet das Mental für die Selbstverwirklichung, für das Bewusstsein dessen, was sich über dem Mental befindet, für den Aufstieg des Bewusstseins über den Körper und das Herabkommen des höheren Bewusstseins in den Körper.

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Der Name des Göttlichen wird meist zum Schutz gebraucht, zur Anbetung, um einer größeren bhakti willen, für das Sich-Öffnen des inneren Bewusstseins, für die Verwirklichung des Göttlichen in diesem Aspekt. Wenn es notwendig ist, hierfür im Unterbewussten zu wirken, wird der Name dort wirksam sein.

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Nāmajapa birgt eine große Macht in sich.

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Welcher Name auch immer gerufen wird, die Macht, die antwortet, ist die der Mutter. Jeder Name bedeutet einen bestimmten Aspekt des Göttlichen und wird durch diesen Aspekt begrenzt; die Macht der Mutter ist universal.

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Ich ermutigte deshalb das Nennen des Namens mit der Atemübung nicht, denn das schien mir wie prāṇāyāma [Beherrschung und Kontrolle des Atems] zu sein. prāṇāyāma ist etwas sehr Machtvolles, wird es jedoch aufs Geratewohl ausgeübt, kann es zu Widerständen führen, im äußersten Fall sogar zu körperlicher Krankheit.

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Die Macht des Gayatri-mantra [ein berühmtes vedisches mantra] besteht in dem Licht der göttlichen Wahrheit. Es ist ein mantra des Wissens.

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Das Gayatri-mantra ist das mantra, welches das Licht der Wahrheit auf alle Ebenen des Wesens bringt.

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Es ist nicht notwendig, das Gayatri-japa aufzugeben oder die Methode, der du zur Zeit folgst. Konzentration im Herzen ist eine Methode, Konzentration im Kopf (oder darüber) ist eine andere; beide sind in diesem Yoga enthalten, und man hat das zu tun, was man gerade als am leichtesten und natürlichsten empfindet. Das Ziel der Konzentration im Herzen ist, das Zentrum dort zu öffnen (Herz-Lotos), die Gegenwart der Göttlichen Mutter im Herzen zu fühlen und sich seiner Seele oder seines seelischen Wesens bewusst zu werden, das ein Teil des Göttlichen ist. Das Ziel der Konzentration im Kopf ist, sich zum Göttlichen Bewusstsein zu erheben und das Licht der Mutter, ihre Kraft oder ihren ānanda in alle Zentren herabzubringen. Diese Bewegung des Aufsteigens und Herabkommens ist in den Vorgang deiner japa mit einbezogen, und daher ist es nicht notwendig, sie abzulehnen.

Es gibt eine Ebene, die mit dem satyaloka im Kopf korrespondiert, doch muss sich das Bewusstsein in einem bestimmten Stadium über den Kopf erheben, um der gleichen Ebene im universalen Bewusstsein darüber zu begegnen.

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Praṇava japa (die grundlegende Silbe OM) soll eine eigene Kraft besitzen, obwohl diese Kraft nicht voll wirken kann, ohne dass man über ihre Bedeutung meditiert. Meiner Erfahrung nach gibt es jedoch in diesen Dingen keine unveränderliche Regel, und das meiste hängt vom Bewusstsein oder der Fähigkeit der Reaktion im Sadhak ab. Bei einigen hat es keine, bei anderen eine rasche und machtvolle Wirkung, selbst ohne Meditation – für andere wiederum ist die Meditation erforderlich, um irgendeine Wirkung hervorzubringen.

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Verse der Gita können als japa benutzt werden, wenn es das Ziel ist, die Wahrheit, die in ihnen enthalten ist, zu verwirklichen. Wenn X‘s Vater für diesen Zweck die besonderen Verse gewählt hat, die das Kernstück der Lehre ausmachen, ist es in Ordnung. Alles hängt von der Auswahl der Verse ab. Man kann schwerlich einen zusammenhängenden Überblick über die Lehre der Gita aufstellen, indem man einige Verse auswählt; doch für einen Zweck dieser Art, der allein darin bestehen könnte, einige Schlüsselwahrheiten zusammenzustellen, ist das nicht notwendig – nicht die intellektuelle Darstellung sondern die Verwirklichung ist das Ziel des japa. Ich habe das Buch nicht gesehen, daher kann ich nicht sagen, inwieweit es seinen Zweck erfüllt.

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Wenn man ein mantra regelmäßig wiederholt, beginnt es häufig, sich innerlich von selbst zu wiederholen, was bedeutet, dass es durch das innere Wesen aufgenommen wurde. Auf diese Weise ist es wirkungsvoller.

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Natürlich, der Name, auf den man sich konzentriert, wird sich – wenn überhaupt – wiederholen. Doch die Mutter im Schlaf zu rufen, ist nicht notwendigerweise eine derartige Wiederholung – das innere Wesen ist es, das häufig zu ihr in Schwierigkeiten oder in der Not ruft.

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Viele Menschen erhalten mantras in der Meditation. Die ṛṣis sagen im Veda, dass sie die Wahrheit durch die innere Schau und Inspiration erfuhren: “Wahrheits-hörende Seher” kavayaḥ satyaśrutaḥ – Veda ist śruti, Wissen, das durch das innere Hören erlangt wurde.

 

1 “Diese Konzentration schreitet durch die Idee voran... denn durch die Idee erhebt sich das mentale Wesen über allen Ausdruck zu dem, was ausgedrückt wird, zu dem, wofür die Idee selbst nur das Instrument ist. Durch Konzentration auf die Idee durchbricht das mentale Dasein, das wir gegenwärtig verkörpern, die Schranke unserer Mentalität und erreicht den Bewusstseins-Zustand, den Seins-Zustand, den Macht-Zustand bewussten Seins, die der Idee entsprechen und deren Symbol, Bewegung und Rhythmus sie ist”. Sri Aurobindo, The Synthesis of Yoga, Centenary Edition, S. 307

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